Alatriste

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Opulentes Sittengemälde

Wie seit dem Herr der Ringe fast schon üblich, kommen zum Ende des Jahres die großen Epen auf die Leinwände bzw. in den DVD-Player. Dieses Schlachtengemälde (im wahrsten Sinne des Wortes) hat es bei uns leider nur in Letzteren geschafft. Und schon während der rund 140 Minuten weiß man auch, warum dem so ist.
Im schmutzigen 17. Jahrhundert beginnt die spanische Weltherrschaft langsam aber sicher von innen heraus zu bröckeln. Intrigen, Hass, Missgunst und irrsinnige Inquisition sorgen dafür, dass niemand sich mehr sicher fühlt. Zermürbende und aussichtslose Kämpfe wie in Flandern geben dem maroden Reich schließlich den Rest. Als bei einem dieser verheerenden Gemetzel ein Kamerad dem harten Kämpfer Alatriste das Versprechen abnimmt, sich um dessen Sohn zu kümmern, kommt dieser dem Versprechen aufopferungsvoll nach. Durch Schlachten und Verschwörungen, durch Techtelmechtel mit edlen Damen und Verrat begleiten wir die beiden Kämpfer bis auf die Schlachtfelder von Rocroi, wo sie dem sicheren Tod gegenüber stehen, blutig und ausgemergelt.

Basierend auf den Romanen des Spaniers Arturo Pérez-Revertes folgt der Zuschauer Viggo Mortensen (Hidalgo) durch ein üppig ausgestattetes Sittenportrait, in dem der Tod schmerzhaft, blutig und keineswegs heldenhaft ist. Die teuerste spanische Filmproduktion zeigt ihre 24 Millionen Dollar Produktionskosten in opulenten Bildern, die Kameramann Paco Femenia für seinen Regisseur und Drehbuchautoren Augustin Diaz Yanes in schmutzige Sepiafarben zaubert. Das man dann doch nicht die gigantischen Statisten- und CGI-Heere wie ein Ridley Scott (Gladiator) oder Wolfgang Petersen (Troja) aufbieten kann, merkt man zwar, wenn die Kamera immer im Getümmel ist und eigentlich nie die Massen selbst einfängt, doch stört das nicht weiter.

Die einzigen Schönheitsfehler von Alatriste sind das unnötige CGI-Blut, das gerne mal spritzt, und die Struktur. Da können die geheimen Treffen in verwinkelten Gassen noch so konspirativ sein, die romantischen Begegnungen mit der holden Weiblichkeit noch so knisternd und die Schwertduelle noch so rasant… Die 140 Minuten ziehen sich in manchen Momenten einfach. Alatriste ist keine leichte Kost und dürfte den Mainstream-Konsumenten eher enttäuschen. Wer sich jedoch dem Film hingibt, wird belohnt werden.

Alatriste

Wie seit dem Herr der Ringe fast schon üblich, kommen zum Ende des Jahres die großen Epen auf die Leinwände bzw. in den DVD-Player.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen