Gay Cinema Edition

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine Reise durch das schwule Kino

Lange Zeit galt Homosexualität im Kino als Tabuthema, das allenfalls in so genannten Aufklärungsfilmen wie Anders als die Anderen (Richard Oswald, 1919) aufgegriffen und auf die Leinwand gebracht werden konnte. Nach langen Jahren und Jahrzehnten eines Schattendaseins, das vielfach nur im Underground-Kino überleben konnte, hat sich das „Gay Cinema“ in der Zwischenzeit aber etabliert und kann durch Filme wie Brokeback Mountain sogar den Mainstream und die großen Kinoleinwände erobern. Kein Wunder also, dass es nahe liegt, dem schwulen Kino ein besonderes Augenmerk zu widmen, wie dies nun durch den DVD-Anbieter Arthaus geschehen ist.
Ein absolutes Highlight der liebevoll editieren Gay Cinema Edition ist Brian Gilberts Biopic Oscar Wilde mit einer hochkarätigen Besetzung, die das Leben des Enfant terrible der britischen Literatur des 19. Jahrhunderts minutiös und voller Charme nachzeichnet. Ein „Must see“ für jeden Fan des begnadeten Dichters aus Dublin mit Stephen Fry, Jude Law und Vanessa Redagrave in den Hauptrollen.

Außerdem finden sich noch die beiden britischen Komödien Get Real von Simon Shore und Kreuz und Queer / Bedrooms & Hallways von Rose Troche in der Edition, die sich – beide auf ihre Weise – mit dem Thema der schwulen Identitätsfindung beschäftigen. Ergänzt wird das Ganze von dem kubanischen Film Erdbeer & Schokolade / Fresa y Chocolate von Tomás Gutiérrez Alea und Juan Carlos Tabío, der bei der Berlinale 1994 den Silbernen Bären gewann. Dort treffen der systemkritische Künstler Diego und der unbedarfte Student David aufeinander. Und obwohl beide sich ursprünglich aus unterschiedlichen Motiven für den jeweils anderen interessierten, entwickelt sich schon bald eine tiefe Freundschaft und Liebe zwischen den grundverschiedenen Männern.

Und zuletzt bietet die mehrfach prämierte Dokumentation The Celluloid Closet als Goodie einen faszinierenden Einblick in die schwule und lesbische Kinogeschichte von den Anfängen bis heute, so dass in dieser Edition auch der Informationswert nicht zu kurz kommt. Zahlreiche Interviews und Filmausschnitte geben einen guten Einblick in das Queer Cinema.

Fazit: Eine gut gemischte und rundum gelungene Edition, von der es hoffentlich bald noch mehr zu sehen gibt.

Gay Cinema Edition

Lange Zeit galt Homosexualität im Kino als Tabuthema, das allenfalls in so genannten Aufklärungsfilmen wie Anders als die Anderen (Richard Oswald 1919) aufgegriffen und auf die Leinwand gebracht werden konnte.
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