Them

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Gänsehautgarantie

Ein Blick auf die Rückseite des Covers verspricht kurze(weilige) Unterhaltung. Ganze 75 Minuten dauert der französische Horrorimport Them. Doch besser 75 spannende Minuten, als 140 langweilige.
Für die zwei Regisseure Xavier Palud und David Moreau sollte ihr kleiner, fieser Schocker die Eintrittskarte nach Hollywood sein. Derzeit stehen sie für ein Remake des Asia-Horrors The Eye hinter der Kamera. Und das verdientermaßen. Schaffen sie doch mit ihrem zweiten Film eine Perle des neuen Horrorkinos. Nach den obligatorischen Bauernopfern und ehrlich gesagt schwächsten Filmminuten (Mutter und Tochter haben einen Autounfall und werden die ersten Opfer von „Ihnen“), folgt eine ausführlicher Einleitung, in der das Pärchen, um das es die folgende Stunde gehen wird, vorgestellt wird: Clémentine (Olivia Bonamy) ist eine junge Lehrerin, ihr Freund Lucas (Michaël Cohen) ein Schriftsteller, der lieber den Pinball Wizard auf seinem Labtop spielt. Beide wohnen in einem kleinen, renovierungsbedürftigen Anwesen in der Nähe Bukarests. Im interessanten Making of stellen die Regisseure dann auch klar, wie wichtig es ihnen war, dass der Zuschauer eine Beziehung zu den beiden Hauptpersonen hat. Nach dem Intro geht es dann jedoch richtig zur Sache. Mitten in der Nacht entdeckt Clèmentine ein Auto vor dem Haus. Als Lucas nachsehen will, hauen die unheimlichen Besucher ab. Kurze Zeit später geht der Terror los: Zunächst werden die Fensterläden wie von Geisterhand von außen geschlossen, dann ist der Strom weg. Für die junge Frau ist klar: Jemand muss ins Haus eingedrungen sein. Als Lucas sich aufmacht, um nach zu sehen, zieht er sich eine Verletzung zu, die für den Rest der Nacht ein echtes Problem darstellen wird. Clèmentine muss ab jetzt die Führung übernehmen…

Was Them so gut macht, ist die Tatsache, dass der Zuschauer nie mehr weiß, als die zwei gehetzten Hauptpersonen. Die agile Kamera ist unentwegt bei ihnen. Wer die Angreifer sind und was sie wollen, wird erst im letzten Drittel deutlich. Und diese Erkenntnis ist dann auch ein wahrer Schockmoment mit Langzeitwirkung. Nur den unnötigen Schluss mit dem Hinweis darauf, dass hier tatsächliche Ereignisse Pate standen, hätte man sich schenken können. Schwächt er doch unnötig den ungemütlichen „Schlussakkord“ ab. Die Geschichte wird zu Ende gedacht, wo ein offener Schluss möglicherweise mehr bewirkt hätte. Dennoch, das Paar handelt glaubhaft, trennt sich nicht unnötig (damit sie einzeln getötet werden können — wie es ja gerne in Genrefilmen vorkommt), sondern erst, als es nicht mehr anders geht. Denn sind wir ehrlich: Wie lange kann es gut gehen, wenn man sich im Bad einschließt und es im Haus rumort? Das wusste schon der schwarze Held Ben in Romeros Night of the Living Dead: Man braucht Platz, um sich verteidigen zu können.

Them

Ein Blick auf die Rückseite des Covers verspricht kurze(weilige) Unterhaltung. Ganze 75 Minuten dauert der französische Horrorimport Them.
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