The Day After - Der Tag danach

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Der atomare Holocaust

Es gibt ja diese Filme, die man mal in der Kindheit gesehen hat und die einem dann irgendwie im Hinterkopf geblieben sind. Beim Rezensenten waren das zum Beispiel Die phantastische Reise oder Polanskis Der Mieter (der Kopf-Ball…). Nach Ansicht von The Day After wurde schnell klar, dass auch dieser Film zu den genannten Filmen gezählt werden muss. Die Bilder der verkohlten Leichen, die überfüllten Strassen und die Atompilze lassen sich eben nicht so einfach vergessen.
An der deutsch-deutschen Grenze kommt es zu Spannungen. Über die Nachrichten, die immer mehr Informationen zusammentragen, erfahren Zuschauer und Protagonisten, dass die Welt einem Krieg immer näher kommt. Doch das Leben muss weiter gehen und so wird auch weiterhin die Wäsche draußen aufgehängt, das Feld bestellt und Schäferstündchen gehalten. Doch dann geht alles ganz schnell. Die nahen Raketensilos spucken in dröhnender Lautstärke ihre Raketen in den Himmel und die Menschen werden sich bewusst, dass der Gegenschlag nicht lange auf sich warten lassen wird. Panik macht sich breit, die Menschen fliehen. Doch wohin überhaupt? Gibt es denn jetzt noch einen sicheren Platz?

Regisseur Nicholas Meyer (Star Trek II, Der menschliche Makel) lockte bei der Erstausstrahlung Mitte der 80er über 80 Millionen Amerikaner vor die Bildschirme. Mit Stars wie Steve Guttenberg und Jason Robards schaffte er es, Menschen wach zu rütteln und ihnen das mögliche Schreckensszenario vor Augen zu führen. Was wäre wenn? Behandelt die erste Hälfte von The Day After noch die sich aufbauende Gefahr und den Umgang der Menschen damit, wird in der zweiten Hälfte mit aller Drastik gezeigt, wie es nach dem „wenn“ aussieht. Die den Knall überlebt haben, verrecken elendig und gnadenlos. Nur die Kakerlaken trotzen den radioaktiven Strahlen.

Eine der bewegendsten Szenen zeigt einige Überlebende, die einem improvisierten Gottesdienst beiwohnen. Der Schmerz des Pfarrers, während er von Gottes Gnade predigt, ist nahezu fühlbar. Unter einem baumelnden Kreuz dankt er Gott dafür, dass er uns beschützt und lenkt, während vor ihm ein Haufen mit Brandwunden übersäter Menschen versucht, nicht ohnmächtig zu werden. Einen härteren Kontrast kann man kaum darstellen.

The Day After sollte Pflicht an Schulen sein, um der nächsten Generation eine Lektion mit auf den Weg zu geben. Eine Lektion fürs Leben.

The Day After - Der Tag danach

Es gibt ja diese Filme, die man mal in der Kindheit gesehen hat und die einem dann irgendwie im Hinterkopf geblieben sind.
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Meinungen

Chris Bartels · 01.12.2021

Sehr geehrter Verfasser,
Ihre Kritik über den Film "The Day After" teile ich voll und ganz!
Ich halte den Film für einer der wichtigsten und bedeutsamsten Filme des 20.Jahrhundert und ganz besonders seiner Zeit! Mit diesem Film hat das gezeigt, was in Hollywood entweder Tab-Thema war oder nicht in das Gesicht der Filmbranche besonders in der Reagan-Ära passte ( bestes Beispiel: die Soviets und die Deutschen sind immer die Bösen). Dieser Film ist erfrischend unparteiisch, es wurde nie wirklich gesagt/dargestellt, wer "der Erste" war und es wurde in diesem Film zum ersten gezeigt, dass ein solcher Krieg alles andere als romantisch ist, dass die Guten gewinnen und die Bösen besiegt werden. In einem solchen Krieg gibt keinen Gewinner, sondern nur Besiegte, besiegt durch ihre eigenen Hände.
Als ich erfahren habe, dass Reagan und auch (angeblich) Gorbatschow sich den Film angesehen, dann finde ich, hat der Film ganz genau das erreicht, was er auch tun sollte: Er sollte nachdenklich machen! Und wenn der Film dazu beigetragen hat, dass der "Eiserne Vorhang" sich etwas lockern konnte, dann hat der Film seine Arbeit getan!