Roula - Dunkle Geheimnisse

Eine Filmkritik von Mike Swain

Die zerrissene Seele

Der verwitwete Kinderbuchautor Leon Bachstein (Martin Umbach) fährt mit seiner elfjährigen Tochter Tanja (Tina Hamperl) für ein paar Wochen nach Dänemark. Leon leidet seit dem Unfalltod seiner Frau an einer Schreibblockade und hofft im Urlaub endlich wieder Inspiration finden zu können. Roula Sievers (Anica Dobra) und ihr Vater (Ernst Jacobi) betreiben die Ferienhaussiedlung, in der Leon sich mit seiner Tochter einquartiert. Leon ist sofort von der jungen Frau, die eine geheimnisvolle Aura umgibt, fasziniert. Und auch ihr liebenswerter Vater erweist sich in allen Urlaubsnotlagen als ausgesprochen hilfsbereit. Alles scheint bereit für einen wundervollen und entspannten Urlaub.
Je näher Leon Roula kommt, desto rätselhafter und unerklärlicher wird ihr Verhalten, das zwischen offensichtlicher Zuneigung und schroffer Ablehnung schwankt. Während Leon noch rätselt, wird dem Zuschauer in Rückblenden behutsam die Erklärung für Roulas Wechselhaftigkeit geliefert. Seit ihrem neunten Geburtstag und dem Selbstmord der Mutter wird sie von ihrem pädophilen Vater vergewaltigt. Doch sie kann sich nicht dazu durchringen, ihren Vater zu verlassen. Ist es wirklich Liebe, die sie dazu bringt, bei ihrem Tormentor zu bleiben oder ist es die Hoffnung, anderen das alltägliche Grauen zu ersparen, indem sie sich selbst opfert? Als Roula merkt, dass ihr Vater sich mehr und mehr für Martins Tochter interessiert und diese bald sein nächstes Opfer werden könnte, trifft sie eine endgültige Entscheidung.

Regisseur Martin Enlen verwendet helle und klare Bilder, die an Urlaubsfilme erinnern, um Roula zu inszenieren. Doch die heiter erscheinende Atmosphäre kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Grauen nur wenige Schritte entfernt lauert. Enlen gelingt zudem ein tiefer Einblick in das für Außenstehende nur schwer zu verstehende Täter-Opfer-Verhältnis, das in Roulas Seele ebenso tiefe Narben hinterlassen hat, wie sie Leon als Folgen seines Unfalls auf dem Rücken trägt. Überhaupt spielt das Feuer in Roula eine tragende Rolle — mal als todbringende Macht und dann wieder als reinigende Kraft.

Trotz einiger kleiner Schwächen — manchmal wirken die Dialoge etwas gestelzt und theaterhaft — ist Roula ein überaus sehenswerter Film über ein schwieriges und allzu oft verdrängtes Thema.

Roula - Dunkle Geheimnisse

Der verwitwete Kinderbuchautor Leon Bachstein (Martin Umbach) fährt mit seiner elfjährigen Tochter Tanja für ein paar Wochen nach Dänemark.
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