Nacho Libre

Eine Filmkritik von Jean Lüdeke

Ziemlich bekloppt

Wrestling besitzt weltweite Akzeptanz: In Amerika ist es ein riesiges Show-Spektakel, in Japan Kämpfer-Mythologie und in Mexiko Masken-Fetischismus. Mexikanisches Wrestling hat in den meisten Fällen ein zirzensisches Ambiente, sauber choreographiert, nahezu irreal in der Wahrnehmung: Aber ein Mordsspektakel, eine Mordsgaudi, wie eben die filmische Ringerei Nacho Libre.
In der Hauptrolle dieser skurrilen Klopper-Komödie ist Jack Black in Hotpants (Größe 56) zu bestaunen, der in seiner ersten Rolle nach King Kong wieder ordentlich Vergnügen verbreitet. Nun hat sich Amerikas kerniger Komiker mit Jared Hess (Napoleon Dynamite) zusammengerauft, einem Filmemacher, dessen schräger Humor auf derselben Wellenlänge laviert.

Nacho Libre heißt das kämpferisch-komische Resultat. Darin mutiert der kugelrunde Scherzkeks zum Mönch mit Kochtopf und Kelle; er ist der hammerhart hauende Amateur-Wrestler Nacho Libre, der mit rotem Cape, roten Stiefeln, roter Badehose, blauen Stretch-Strumpfhosen und hellblauer Maske gegen die Stars der Szene, die Luchadores, in den Ring steigt – und prompt die Herzen des verwöhnten Publikums erobert. Nacho Libre ist eine schrille Synthese aus Komödie und Sport mit durchaus auch dramatisch angehauchten Momenten.

Das Leben Ignacios (Jack Black) spielt sich hinter den Mauern eines Klosters ab, das auch Zuflucht für Waisenkinder ist. Bereits als Kind ob seiner phantasievollen Selbstüberschätzung zum Prügelknaben avanciert, erfüllt er diese Rolle auch noch als Erwachsener. Ziemlich unfähig in jeder Hinsicht hat er den Kindern jedoch etwas zu bieten, was ihnen sonst keiner hier gibt: Selbstbewusstsein, Respekt und Verständnis. Die Ereignisse kulminieren, als die unschuldig-schöne und madonnenartige Schwester Encarnation (engelssanft: Ana de la Reguera) in die Gemeinschaft schwebt. Beflügelt von seiner entfachten Leidenschaft für die unberührbare Schöne fühlt sich Ignacio plötzlich zu Höherem berufen. Um den Kids anständige Mahlzeiten bieten zu können, muss die Finanzlage des Klosters entschieden verbessert werden. Also ab in den Ring…

Mit Nacho Libre kehrt der School of Rock-Star Jack Black zurück und erobert mit rasendem Temperament die schillernde Arena des mexikanischen Wrestlings. Ein draller Spaß — irgendwo zwischen Zorro und Vier Fäuste für ein Halleluljah.

Nacho Libre

Wrestling besitzt weltweite Akzeptanz: In Amerika ist es ein riesiges Show-Spektakel, in Japan Kämpfer-Mythologie und in Mexiko Masken-Fetischismus.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen