The Man Between

Eine Filmkritik von Mike Swain

Agentenränke in Ost und West

Der britische Regisseur Carol Reed ist wohl jedem Filmfreund ein Begriff, drehte er doch den Film Noir schlechthin: Der dritte Mann. Vier Jahre nach seinem Erfolg zog es Reed 1953 von der viergeteilten Donaumetropole in die zweite Stadt auf dem europäischen Kontinent, die von den vier alliierten Mächten, den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion kontrolliert wurde – nach Berlin. Erneut inszenierte Reed einen Thriller, in dem der Kalte Krieg und dessen Auswüchse im Mittelpunkt stehen sollten.
Die junge und noch leicht naive Susanne Mallison (Claire Bloom) reist in das vom Krieg immer noch gezeichnete Berlin, um dort ihren Bruder Martin (Geoffrey Toone), einen britischen Offizier, zu besuchen. Martin ist als Mitglied der Militärverwaltung für Flüchtlinge aus der DDR zuständig — ein Job, der ihn so in Anspruch nimmt, dass er kaum Zeit findet, um sich um seine attraktive deutsche Frau Bettina, gespielt vom deutschen Fräuleinwunder Hildegard Knef, die im Vor- und Abspann übrigens als Hildegarde Neff aufgeführt wird, zu kümmern. Schon kurz nach ihrer Ankunft bemerkt Susanne, dass irgendetwas im Hause Mallison nicht stimmt. Sie vermutet, dass Bettina eine Affäre mit dem mysteriösen Ivo Kern (James Mason) hat, zu dem sich auch Susanne hingezogen fühlt. Und dann ist da auch noch ein merkwürdiger Junge, der Bettina auf seinem Fahrrad verfolgt. Zu spät bemerkt die verliebte Susanne, dass sie zu einer bloßen Marionette in einem komplizierten Agentenspiel des Kalten Krieges geworden ist. Ein Spiel, bei dem ein Menschenleben nicht viel wert ist und das auch sie Kopf und Kragen kosten kann.

Regisseur Carol Reed galt Zeit seines Lebens als Detailfanatiker und auch in The Man Between, der in hierzulande unter dem Titel Gefährlicher Urlaub in die Kinos kam, zeigt sich diese Eigenschaft deutlich. Atmosphärisch dicht zeichnet Reed ein Bild von Westberlin, oszillierend zwischen Kriegszerstörung und Wirtschaftswunder, das in scharfem Kontrast zu dem mit Propaganda überzogenen Ostteil der Stadt steht. Zwischen diesen beiden Polen pendeln die Kämpfer des Kalten Krieges, eingefangen in teils denkwürdigen Bildern von Kameramann Desmond Dickinson.

Der Vergleich mit Reeds Meisterwerk Der dritte Mann bietet sich natürlich an, auch wenn er nicht besonders fair ist, schließlich werden Filme dieser Qualität nicht allzu oft gedreht. Doch The Man Between kann durchaus mithalten, auch wenn der finale Showdown nicht ganz an die düstere Verfolgungsjagd in der Wiener Kanalisation heran reicht.

The Man Between

Der britische Regisseur Carol Reed ist wohl jedem Filmfreund ein Begriff, drehte er doch den Film Noir schlechthin: Der dritte Mann.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen