Die Dämonischen

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Paranoiahorror

Was für ein Fest, einen solch großen Film zu besprechen. Dirty Harry-Regisseur Don Siegel beweist auf ein Neues, dass er einer der besten Regisseure war, die Hollywood zu bieten hatte.
Wir schreiben das Jahr 1956. Schlagworte wie „Kommunismus“ und „McCarthy“ sind aktueller denn je und jeder Film, der was auf sich hält, prangert hinter vorgehaltener Hand an. Als eine Allegorie auf den Kommunismus wird auch Die Dämonischen gehandelt. Angst vor Invasion und Infiltration, überhaupt Paranoia ist allgegenwärtig. Aber es ist ermüdend immer wieder mit Politik zu kommen, wenn es um Invasionsfilme geht. Es geht um Unterhaltung und besonders um spannende. Die Dämonischen geht zwar kaum mehr als 80 Minuten, doch bietet dieser Klassiker mehr Substanz und Spannung als manch anderer Film. Auch wenn das Budget nur 15.000 Dollar betrug und Schmalhans Küchenmeister war. Eine originelle Idee braucht kein Millionenbudget, wenn man mit den vorhandenen Mitteln umzugehen weiß. Der Rezensent schweift ab… Zurück zum Thema.

Nachdem Arzt Miles Bennell von einer Reise zurückgekehrt ist, häufen sich seltsame Beobachtungen von Patienten. Anscheinend verändern sich Familienmitglieder oder Bekannte und Freunde. Emotionslose Doppelgänger hätten sie ersetzt. Der befreundete Psychiater Kaufmann meint, dass es sich um eine Art Massenhysterie handeln muss, doch Miles bleibt misstrauisch. Abends geht Bennell mit seiner Jugendfreundin Becky aus, doch aus dem lauschigen Abend wird nichts: Ein Notruf erreicht den Arzt. Bennell bringt Becky heim und fährt zu seinem Bekannten Jack, der hinterm Haus einen leblosen Körper gefunden haben will. Dort angekommen stellt man verwirrt fest, dass der Körper keinerlei Fingerabdrücke aufweist und zu allem Überfluss auch noch Ähnlichkeit mit Jack hat! Guter Rat ist teuer und Miles überkommt eine böse Ahnung. Becky!

Bei Becky angekommen, findet Miles in deren Keller einen Körper, der ihr bis aufs Haar gleicht. Entsetzt schnappt er sich die echte Becky und fährt zurück zu Jacks Haus. Dort ist mittlerweile der „halbfertige“ Jack verschwunden und Miles glaubt langsam selbst Opfer der Massenhysterie zu sein. Doch als anderntags die misstrauischen Patienten wieder kommen und sagen, dass alles nur ein großer Irrtum war und dabei selbst irgendwie strange rüberkommen, wird Miles Verdacht bestätigt: Es ist was faul im Staate Dänemark. Und tatsächlich: Außerirdische haben damit begonnen, die Menschen durch Duplikate zu ersetzen…

Die Dämonischen ist so was von gut, dass gibt es selten. Einer der ersten Filme, die eine Art „Zombie-Thematik“ behandeln und diese auch kongenial und straight umsetzen, ohne zu sehr auf Effekte zu setzen. Das Drama des Einzelnen steht im Vordergrund. Und dieser Eine muss sich gegen die Überzahl der Bösen zur Wehr setzen.

Angeblich wurde dem eh schon sehr kurzen Film vom produzierenden Studio eine Rahmenhandlung aufgezwungen, die den Mittelteil (also den eigentlichen Film) als eine Art Rückblende darstellt. Ein Happy End sollte eine positivere Note verleihen. Die Wirkung entlässt den Zuschauer zwar mit einem „Puh! Es ist gerade noch geschafft“-Gefühl, dennoch ist Die Dämonischen nach wie vor bedrückend und in seinen besten Momenten geradezu beängstigend. Auch gerade weil das Happy End noch immer eine vollständige Lösung des Problems offen lässt und nur einen Lösungsansatz bietet: Das Problem ist erkannt, doch schafft man es, der Lage Herr zu werden?

Ans Herz gelegt werden sollen auch die Remakes/Fortsetzungen von 1978 und 1993, die ihrem großen Vorbild in kaum etwas nachstehen. In ersterem ist der großartige Donald Sutherland unter der Regie von Philip Kaufman (The Wanderers/Quills) auf der Flucht vor den außerirdischen Invasoren, in Abel Ferraras (Bad Lieutenant) Film von 1993 wird ein Militär-Stützpunkt überrannt. Beide Filme sind im Gegensatz zum versöhnlichen Ende des Originals nahezu nihilistisch. „Wohin wollt ihr rennen, wo wollt ihr euch verstecken? Nirgendwo, denn es ist niemand mehr übrig von eurer Art.“

Die Dämonischen

Was für ein Fest, einen solch großen Film zu besprechen. Dirty Harry-Regisseur Don Siegel beweist auf ein Neues, dass er einer der besten Regisseure war, die Hollywood zu bieten hatte.
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