Halbmond

Die Welt laut Bowles

Ein bizarres, dreiteiliges Kunstdrama nach den Erählungen des weltberühmten Beatnick-Poeten Paul Bowles für Filmliteratur-Freunde, und solche, die es hier spätestens werden sollten. Die Themen, sind, wie stets nach Bowlscher Epik, wunderbar desolat und schräg; es ist die kraftvolle Melancholie der Einsamkeit und Enttäuschungen, die den eigensinnigen Reiz seiner unheilbar gesunden, kaputten Weltideologie ausmachen:
Am Strand von Merkala sitzen ein Cannabis-Raucher und sein Freund, seines Zeichens Trinker. Der Alkohol macht den einen aggressiv und streitsüchtig, während der andere friedlich bleibt. Zum Eklat kommt es, als Idir seinem Kumpel Lahcen dessen Freundin ausspannt.

Zwischenhalt in Corazon: Ein exzentrisches Paar in den Flitterwochen hat sich bereits die Taktik des Rosen-Ehe-Krieges eingelebt, bis sich die Streithähne auf einer gemeinsamen Flussfahrt vollends verkrachen.

Allal: Ein kleiner Junge namens Allal lebt in einer Stadt am Rande der Sahara als Ausgestoßener, weil er unehelich ist. Er rächt sich auf extraordinäre Weise…

Hintergrund dieser desolaten Episoden: Der berühmte amerikanischen Kultautor Paul Bowles lebte über 50 Jahre in Tanger und verstarb dort 1999. Geboren 1910 in New York als einziges Kind konservativer Eltern rettete sich Bowles schon früh in die Welt der Imagination, schrieb Kurzgeschichten und komponierte Musikstücke. Sein wohl berühmtestes Werk ist der Aussteiger-Roman Der Himmel über der Wüste, den Bernardo Bertolucci mit Debrah Winger und John Malkovich 1990 grandios (Kamera: Vittorio Storaro) in gewaltige Bilder adaptierte. Die literarische Analyse eines zum Scheitern verurteilten Paares begründete Bowles einzigartigen Ruhm als einer der bedeutendsten Vertreter des Existenzialismus…

Ebenso minutiös und analytisch entführen Irene von Alberti und Frieder Schleich (Otomo, Stadt als Beute) den Betrachter in ihrem makellos gestalteten Film, nach Marokko, an den Amazonas sowie in die Sahara. Hintergrund: Alles fußt auf tatsächlichen Begebenheiten, die das Regie-Duo mitleidlos und perfekt umsetzte. Besonderes Bonbon; der Autor selbst kommentiert als Erzähler die Episoden.

US-Literat Norman Mailer dazu: „Paul Bowles öffnete die Welt des Hip. Er ließ Morde, Drogen, Inzest, den Tod des Spießers, den Ruf der Orgie, das Ende der Zivilisation herein. Mit seinen Porträts von Entwurzelten und an ihrer Seele Erkrankten, mit seinem knallhart-kargen Stil und seinem spirituellen Nihilismus wird Paul Bowles die Beat-Bewegung der 50er und 60er Jahre inspirieren, wird er zum spirituellen Vater mancher ihrer Autoren.“

Esprit beweist auch diese Edition, als bester Spielfilm 1995 von der AG der Deutschen Filmjournalisten dekoriert. Und Paul Bowles eigenes Urteil: „Better than Bertolucci…“

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Ein bizarres, dreiteiliges Kunstdrama nach den Erählungen des weltberühmten Beatnick-Poeten Paul Bowles für Filmliteratur-Freunde, und solche, die es hier spätestens werden sollten.
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