Schulmädchen-Report 2 - Was Eltern den Schlaf raubt

Eine Filmkritik von Mike Swain

Schulmädchen müssen so sein …

Die Siebziger Jahre, das war das Zeitalter der Polyesterhemden und wildgemusterter Tapeten. Doch nicht nur in deutschen Wohnzimmern war Merkwürdiges zu beobachten. Auch über die Leinwände schwappte mancherlei Seltsames. Im Zuge der allseits propagierten sexuellen Befreiung wurden die deutschen Kinos geradezu von einer Woge von „Report“-Filmen überrollt.
Das Faszinosum Softsex-Film nahm 1970 seinen Anfang als der Produzent Wolf C. Hartwig dem Autoren Günther Hunold die Filmrechte an dessen Buch Schulmädchen-Report für schlappe 30.000 Mark abkaufte. Mit einem Budget von etwas über 150.000 Mark ausgestattet, drehte Hartwig die Verfilmung in wenigen Tagen ab und brachte sie in die Kinos. Der Publikumserfolg des Episodenfilms um Themen wie Defloration, Masturbation und Ähnliches war so verblüffend, mehrere Millionen Kinogänger wollten die Billigproduktion sehen, dass über die nächsten Jahren hinweg weitere 12 Folgen des Schulmädchen-Reports entstanden — ganz zu schweigen von Nachahmern wie Haufrauen- und Lehrmädchen-Reports, die ebenfalls im Dutzend produziert wurden. Etwas über 300 Produktionen ähnlicher Machart wurden in den Folgejahren in Deutschland gedreht. Insgesamt brachte es die Abenteuer und Leiden frivoler deutscher Pennälerinnen auf mehr als 100 Millionen neugierige Besucher weltweit.

Mit seinem ersten Schulmädchen-Report legte Hartwig gleich das Strickmuster fest, dem alle weiteren Filme folgten, so auch Schulmädchen-Report 2 – Was Eltern den Schlaf raubt, der 1971 unter der Regie von Ernst Hofbauer entstand. Die Episoden, in denen diverse sexuelle Eskapaden dargestellt werden, werden durch Straßeninterviews (hier durchgeführt von Friedrich von Thun) und Expertenrunden untergliedert. Schließlich sollte ja nicht der Vorwurf aufkommen können, man befriedige den Voyeurismus der Zuschauer – nein, Schülmädchen-Reports beschäftigten sich in seriöser Weise mit dem sexuellen Verhalten junger Mädchen, um aufklärerisch bis dato tabuisierte Themen zu erläutern, behaupteten zumindest die Produzenten. Doch die Kritik sah das natürlich anders. Der Katholische Filmdienst prägte den fast schon geflügelten Ausspruch „Wir raten ab!“.

In Schulmädchen-Report 2 – Was Eltern den Schlaf raubt zeigen sich die jungen Gören schon mal von ihrer bösartigen Seite. Da werden nette Lehrer verführt und in den Suizid getrieben oder hilsbereite Untermieter vernascht und dann vor Gericht gebracht. Doch auch die Gefahr lauert für junge Mädchen überall — Drogen, ungewollte Schwangerschaften, Vergewaltigung – kein Wunder, dass Teenager-Eltern, um ihren wohlverdienten Schlaf beraubt werden.

Was die Schulmädchen-Reports aus heutiger Sicht so ungewollt komisch und auch sehenswert macht, ist die schreckliche Spießigkeit und Prüderie der deutschen Gesellschaft Anfang der Siebziger, die in diesem angeblichen Zeitalter der sexuellen Befreiung herrschte und vollkommen unbeabsichtigt dokumentiert wird. Und natürlich macht es auch Spaß den einen oder anderen bekannten TV-Star bei einer Jugendsünde zu ertappen.

Schulmädchen-Report 2 - Was Eltern den Schlaf raubt

Die Siebziger Jahre, das war das Zeitalter der Polyesterhemden und wildgemusterter Tapeten. Doch nicht nur in deutschen Wohnzimmern war Merkwürdiges zu beobachten.
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