Das Irrlicht

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Spiegelbild eines Gescheiterten

Louis Malles fünfter Spielfilm behandelt wie so viele seiner Filme die Einsamkeit in der Großstadt und den damit einhergehenden Schmerz. Alain (sehr authentisch: Maurice Ronet) hat auf den ersten Blick keine Sorgen. Wohlhabend, bei seinen Freunden beliebt und bei den Frauen begehrt ist er gerngesehener Gast in Paris’ High Society. Doch hinter der perfekten Fassade bröckelt es. Alain ist ein vermeintlich geheilter Alkoholiker, dem die Frau weggelaufen ist und der nun als ‚trocken’ aus einem Sanatorium entlassen wird. Großer Fehler. Kaum hat er die Klinik verlassen, beginnt sich die Abwärtsspirale weiter zu drehen. Mit einer Art Ehrenrunde, bei der er all seine Freunde besucht, versucht sich Alain wieder den Sinn des Ganzen / seiner Existenz / des Lebens in den vernebelten Geist zurückzurufen. Doch die Ernüchterung ist groß…
Louis Malle entschlüsselt das Leben der oberen Zehntausend als aufgesetzte Farce, als leere Hülle und trauriges Dahinvegetieren. Nach einem Roman von Drieu La Rochelle zeigt Malle das Portrait, das Spiegelbild eines Gescheiterten, der die Lösung nicht bei sich sondern in der Gesellschaft sucht, die ihn ja schließlich so gemacht hat. Der feige Akt des Selbstmordes scheint für diesen Mann die einzige Möglichkeit zu sein, damit umzugehen. Das alles ist in nahezu dokumentarischen Details und in hartem schwarz/weiß gefilmt, voller Metaphern und visuellen Ideen. Das Irrlicht funktioniert heute genauso gut, wie im Jahr seiner Entstehung 1963. Ein Remake, spielend in der heutigen Gesellschaft, könnte interessant sein.

Die DVD bietet neben durchschnittlichem Ton und gutem schwarz/weiß Bild eine informative, halbstündige Dokumentation über die Romanvorlage und ihre Verfilmung.

Das Irrlicht

Louis Malles fünfter Spielfilm behandelt wie so viele seiner Filme die Einsamkeit in der Großstadt und den damit einhergehenden Schmerz.
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