Der Ritus

Eine Filmkritik von Mike Swain

Der Künstler und die Gesellscaft

Der Ritus gehört zu den Filmen Ingmar Bergmans, die hierzulande nur selten zu sehen sind. Dies liegt wohl darin begründet, dass der 1969 gedrehte Film ursprünglich für das schwedische Fernsehen produziert wurde und nicht für die große Leinwand. Nach seiner Erstausstrahlung im hohen Norden wurde das Pyschodrama zwar in einigen Ländern im Kino ausgewertet und auch in den Spätprogrammen der einschlägigen Kultursender taucht es gelegentlich auf, doch in den letzten Jahren war es kaum noch zu sehen. Nun ist der Film zum ersten Mal zum ersten Mal auf DVD allgemein erhältlich.
Die Schauspieler Sebastian (Anders Ek), Thea (Ingrid Thulin) und Hans (Gunnar Björnstrand) , Mitglieder der Theatergruppe "Les Riens" (Die Nichtse), müssen sich vor der Justiz verantworten. Ihnen wird ein im Film nie näher erklärter Verstoß gegen die Sittengesetze zur Last gelegt, den sie bei einer Aufführung begangen haben sollen. Einzeln und zu zweit, nie jedoch gemeinsam, müssen sie sich dem Verhör des Richters Dr. Abrahamson (Erik Hell) stellen. Schnell wird jedoch klar, dass es überhaupt nicht darum geht, einen wie auch immer gearteten Gesetzesverstoß zu klären, sondern allein darum, einen bürokratischen Akt durchzuführen, der an Kafkas Das Urteil gemahnt. Angesichts der gnadenlosen Befragung offenbaren sich die Schauspieler dem Richter selbst, zeigen deutlich die Schattenseiten ihrer Seelen, ihre Ängste und ihre triebhaften, emotionalen Verbindungen. Bald ist auch der anfangs scheinbar abgeklärte und unberührbare Richter in den Bann der Truppe geraten, was ihm schließlich zum Verhängnis werden wird.

Streng in neun Szenen gegliedert, mit einer minimalistischen Ausstattung sorgen Bergmanns in schwarzweiß gedrehte Bilder für eine Atmosphäre, die nur als klaustrophobisch und verstörend bezeichnet werden kann. Mit minutenlangen Close-ups lässt Bergman die Intensität und Wucht des Gesehenen bis an die Schmerzgrenze wachsen und zieht dabei den Zuschauer genauso so in seinen Bann, wie es auch dem Richter Abrahamson widerfährt.

Der Ritus ist ein extrem tiefgründiger Film, der sich auf vielfältige Weise interpretieren lässt. Bergman streift Themen, die alle seine Filme durchziehen; vor allem soziale Isolation und Religion sind hier zu nennen. Am vordergründigsten jedoch ist das Thema des Künstlers und seiner Rolle in der Gesellschaft. "Der Ritus ist das Spiel, das der Künstler mit seinem Zuschauer spielt, das Spiel zwischen Künstler und Gesellschaft – dieses ganze Mischmasch aus gegenseitiger Demütigung und dem gegenseitigen Bedürfnis nach einander", urteilte Bergman selbst kurz nach der Entstehung des Films.

Der Ritus

Der Ritus gehört zu den Filmen Ingmar Bergmans, die hierzulande nur selten zu sehen sind. Dies liegt wohl darin begründet, dass der 1969 gedrehte Film ursprünglich für das schwedische Fernsehen produziert wurde und nicht für die große Leinwand.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen