Die Pfefferkörner und der Fluch des Schwarzen Königs (2017)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Die Kleinen gegen die Bösen der Welt

Seit fast 20 Jahren fiebern Kinder und Jugendliche vor dem Fernseher mit den Pfefferkörnern mit, wenn sie einen kniffligen Fall lösen und die lokale Polizei zum Staunen bringen, wenn sie wieder einem Übeltäter das Handwerk legen – viel schneller, als es die erwachsenen Ermittler schaffen. Nun hat es die erfolgreiche Kinderfernsehserie ins Kino geschafft: Die Pfefferkörner, das sind eine Handvoll Jungs und Mädchen, die in Hamburg zur Schule gehen und dort immer wieder ihr detektivisches Können, ihre Internetversiertheit, Kreativität und vor allem den Spaß am Abenteuer aufbieten, um es mit den Bösen der Welt – dieses Mal mit einem Großkonzern – aufzunehmen.

Mia (Marleen Quentin) und Benny (Ruben Storck) fahren mit Lehrer Schulze (Devid Striesow) auf Klassenfahrt nach Südtirol, die auch deshalb stattfinden kann, weil Bennys Mutter Andrea (Katharina Wackernagel) kurzerhand für eine kranke Lehrerin einspringt. In den Bergen im Süden wollen sie wandern und Naturschutz live erleben. Mia war schon öfter auf dem Gruber Hof gewesen, hat die Unterkunft vermittelt und freut sich darauf, ihren Freund Luca (Leo Seppi) wiederzusehen. Doch Luca verhält sich seltsam, wirkt verstört und schnell merken Mia und Benny, dass hier in den Bergen etwas nicht stimmt.

Aus einer Quelle kommt plötzlich schwarzes Wasser, das einen ganzen Bergsee verdunkelt. In der Nacht brennt die Scheune und nur durch Mias schnelles Handeln kann das Pony des Hofes gerettet werden. Alle Tatorte sind mit einem seltsam gruseligen Zeichen versehen, das auf den Schwarzen König verweist – gut, dass Mias Schwester Alice (Emilia Flint) zu Hause in Hamburg am Computer sitzt und Hilfe aus der Ferne anbietet. So schnell nämlich sind die Mitglieder der Detektivgruppe Die Pfefferkörner in einen neuen Fall verstrickt.

Die Polizei verdächtigt Stefan Gruber (Stephan Luca), seinen Hof angezündet zu haben, um Versicherungsgelder zu kassieren, und nimmt ihn in Verwahrung. Doch die Pfefferkörner vermuten, dass mehr hinter der Sache steckt. Sie tasten sich langsam vor und finden schließlich heraus, dass der Hamburger Lebensmittelkonzern Levartis seine Finger im Spiel um den Gruber Hof hat. Auch der Bürgermeister und selbst Angehörige der Familie sind nicht unschuldig.

Der neue Mitschüler Johannes (Luke Matt Röntgen), von den Mitschülern schnell stigmatisiert und zum Außenseiter gekürt, erweist sich als wertvoller Mitdenker und ist fortan mit dabei im Ermittlerteam der Pfefferkörner. Allerdings vertrauen ihm Mia und Benny nur halbherzig. Als Johannes jedoch spurlos verschwindet, wissen die beiden, dass sie handeln müssen: Stefan Gruber aus der Haft holen, Johannes finden und herausfinden, was Levartis mit dem Gruber Hof vorhat.

Man mag seine Probleme haben mit der Machart, zum Beispiel der stets präsenten und überdeutlich funktionalen Musik, dem übersteigerten Schauspiel oder so manchem Klischee, das der Film aufnimmt. Dennoch ist Die Pfefferkörner unter der Regie von Christian Theede ein Film, den man sich gut zusammen mit seinen Kindern anschauen kann. Er ist spannend und an manchen Stellen auch ein bisschen gruselig, aber eben nur ein bisschen: Alle Spannung wird irgendwann aufgelöst, sie wird nie allzu lange ausgehalten und schlechte Träume sind nicht vorprogrammiert.

Vermutlich stürzen sich die jungen Kinogänger ohnehin eher auf die Alltagsprobleme der Protagonisten, die sie selbst aus eigener Erfahrung kennen: Wie fühle ich mich als Außenseiter einer Gruppe? Wie komme ich damit zurecht, wenn meine Eltern keine Zeit für mich haben? Oh man, ist meine Mutter heute wieder peinlich! Wie kann ich ihr nur zeigen, dass ich in sie verliebt bin? … Die Pfefferkörner tut nämlich vor allem auch eins: Wie auch die Fernsehserie spricht der Film Themen und Probleme an, die dem Publikum vertraut sind. Er bietet Identifikationsfläche für seine Zuschauer an und gibt jedem eine Lieblingsfigur an die Hand, weil die Protagonisten sehr unterschiedlich sind und ihre jeweils eigenen Schwierigkeiten haben, aber alle sympathisch sind.

Die einzig wirklich unsympathische Figur ist Isabell Levartis (Suzanne von Borsody), Chefin des Konzerns, machtversessen, erfolgsgierig und zu allen Umweltsünden bereit. Mit dem Kriminalfall um die verborgenen Machenschaften des Lebensmittelkonzerns bietet Die Pfefferkörner natürlich auch genügend Gesprächsstoff zu Umweltthemen an. Das Gute und das Böse sind klar voneinander abgegrenzt und deutlich markiert, auch wenn der Spannungsbogen damit arbeitet, die Verhältnisse erst allmählich aufzurollen (allerdings gerät gerade – Achtung Spoiler! – die Geschichte um Lorenz’ Bruder zum Klischee: dem kleinen immer benachteiligten Bruder, der endlich auch einmal an der Reihe sein will und dabei nicht einmal davor zurückschreckt, seinen Neffen ins Bergwerk einzuschließen).

Man muss die Fernsehserie nicht kennen, um sich auszukennen im Film. In der ersten Szene werden Mia, Benny und Alice als pfiffiges Detektivteam vorgestellt, das es auch mit körperlich überlegenen und älteren Straftätern aufnehmen kann und der Polizei – zum wiederholten Male – unter die Arme greift. Hier wird der Bogen zur Serie geschlagen, aber nötig ist das Vorwissen um die Hamburger Jungermittler nicht, die von ihrer Zentrale aus, dem Boden eines Gewürzhandels in der Hamburger Speicherstadt, ihrem Hobby nachgehen: dem Detektivsein. Die Lust an Krimigeschichten, dem Lieblingsgenre des deutschen Fernsehens, wird in Serie und Kinofilm weiter ausgebaut, und so werden die zukünftigen Tatort-Zuschauer gebildet. Aber ob es wirklich das Lösen eines Kriminalfalles ist oder eben die Gruppe an gefälligen Jugendlichen mit ihren Alltagsthemen, das das Erfolgsgeheimnis von Die Pfefferkörner ist, bliebe zumindest zu hinterfragen – vermutlich ist es die gelungene Mischung aus beidem.
 

Die Pfefferkörner und der Fluch des Schwarzen Königs (2017)

Seit fast 20 Jahren fiebern Kinder und Jugendliche vor dem Fernseher mit den Pfefferkörnern mit, wenn sie einen kniffligen Fall lösen und die lokale Polizei zum Staunen bringen, wenn sie wieder einem Übeltäter das Handwerk legen – viel schneller, als es die erwachsenen Ermittler schaffen.

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