Broken Wings

Von der Zerbrechlichkeit des Glücks

Nach dem tragischen Tod des Vaters droht die Familie Ulman auseinander zu brechen – zu stark sind die emotionalen und finanziellen Krisen, die der Verlust der zentralen Vaterfigur hinterlassen hat. Das fragile Gebilde der Familie Ulman ist für alle Zeiten – so scheint es – in Unordnung geraten. Und so droht jeder der fünf Hinterbliebenen auf seine Weise abzurutschen.

Die Mutter Dafne (Orly Silbersatz Banai) ist vom Verlust ihres Ehemanns, von den Nachtschichten als Hebamme im Krankenhaus und von den Anforderungen, die ihre vier Kinder an sie stellen, total überfordert und kann das spürbare Vakuum nicht ausfüllen. Die älteste Tochter Maya (Maya Maron) fühlt sich in die Rolle einer Ersatzmutter für ihre Schwester Bar (Eliana Magon) gedrängt und rebelliert gegen diese Rollenzuschreibung, indem sie sich der Familie entzieht. Ihr Bruder Yair (Nitai Gaviratz)vernachlässigt die Schule und verteilt stattdessen lieber – als Maus verkleidet – Flugblätter in der U-Bahn. Ido (Daniel Magon) schließlich verfällt in tiefe Trauer um den Vater und flüchtet sich darin, den Rekord im Turmspringen einstellen zu wollen – bezeichnenderweise in ein Schwimmbecken ohne Wasser. Erst als Ido eines Tages nach einem Unfall ins Koma fällt, deutet sich eine dramatische Wende an, die die Familie wieder zusammenführen könnte.

Zurückhaltend und trotzdem voller Wärme, Emotionalität und absurdem Witz beschreibt der Regisseur Nir Bergman in seinem Debütfilm, wie eine Familie mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgeht. Geschickt verwebt er dabei die unterschiedlichen Verhaltensweisen miteinander und schafft die schwierige Balance zwischen Tragödie und Komödie, ohne jemals platt oder trivial zu werden. Eine gelungene Mischung, die bereits auf zahlreichen Festivals rund um den Globus das Publikum begeisterte und etliche Auszeichnungen und Preise einheimste (so etwa auf der Berlinale den Publikumspreis des Panoramas, in Palm Springs den John Schlesinger Award und den Großen Preis des Filmfestivals Tokio). Ein Film zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken, der für die Zukunft noch einiges von Nir Bergman erwarten lässt.

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