Die Kinder sind tot

Anatomie eines unfassbaren Verbrechens

Im Sommer 1999 verdursten im Plattenbauviertel Neuberesinchen am Rande von Frankfurt/Oder zwei kleine Kinder von zwei und drei Jahren in einer Wohnung. Ihre Mutter hatte sie 14 Tage lang allein in der Wohnung zurückgelassen. Der Todeskampf der beiden Kinder muss entsetzlich gewesen sein, wie die späteren Untersuchungen ergeben. Sie nagen an leeren Orangensaftpackungen in der Hoffnung auf einen Tropfen Flüssigkeit und beißen sich schließlich gegenseitig. Wie Nachbarn berichten, hätten die beiden Jungen „bestialisch gebrüllt – und auf einmal war es still“.

Der Prozess gegen die Mutter der beiden Daniela J. wird schließlich zum Mediengroßereignis, das von Tumulten begleitet wird. Keiner der Nachbarn will etwas bemerkt haben, andere geben zu Protokoll, das Jugendamt verständigt zu haben, doch dort weiß man nichts von Anrufen besorgter Menschen. Auch die Mutter der Angeklagten lässt kein gutes Haar an ihrer Tochter. Und immer wieder melden sich entrüstete Bürger zu Wort, die die Todesstrafe für die „Kindsmörderin“ für viel zu milde halten. Daniela J. schließlich wird wegen zweifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Trägt Daniela J. alleine die Schuld am Tod ihrer Kinder? Hat sie ihre Söhne bewusst sterben lassen? War es eine Verkettung unglücklicher Umstände oder vielmehr eine vorhersehbare und damit vermeidbare Tragödie, die hätte verhindert werden können? Die Regisseurin Aelrun Goette gibt darauf keine einfachen Antworten, sondern zeichnet vielmehr das Bild einer zerrissenen Frau am Rande der Gesellschaft nach, die von ihren Lebensumständen total überfordert war. Der Film entschuldigt und beschönigt nichts und wirft doch einen klaren Blick auf das Leben im Abseits.

Ein harter und schonungsloser Blick auf eine unbegreifliche Tat und ein Film, der einen lange begleiten wird.

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Meinungen

ute · 22.12.2005

schockierend die Gleichgültigkeit und Hilflosigkeit, und fehlende Verantwortlichkeit der Beteiligten vor Ort,Daniela selbst, die Mutter von Daniela, die Freundin , die Nachbarn.
Es wird nie geweint, man ist nur verbittert vom Leben und der Vorfall hat die Verbitterung nur vertieft, Das hängende Gesicht der Oma zeigt deutlich ihre Mitschuld. .Doch nur Daniela wird geopfert. Damit niemand sich Vorwürfe machen muss.

gast · 26.08.2005

eine der eindrucksvollsten (aufgrund der Thematik im schrecklichen Sinne) Dokumentationen, die ich je gesehen habe - hinterher ist man schockiert und sprachlos. Die Frage nach dem Warum wird allerdings von der Filmemacherin nicht befriedigend beantwortet.