Befreite Zone

Das Wunder von Sässlen

Befreite Zone ist in der Reihe Ostwind, einer Initiative von ZDF und RBB, entstanden. Regisseur Norbert Baumgarten beschreibt darin die Geschichte des Aufschwungs Ost am Beispiel des Aufstiegs und Falls des Fußballvereins Sässlen.

Anfang der neunziger Jahren in der tiefsten brandenburgischen Provinz. Die versprochenen blühenden Landschaften werden wahr. Zumindest was den Fußball angeht, sind Helmut Kohls vollmundige Prophezeiungen in Sässlen eingetroffen. Das Dorf befindet sich im Rausch, denn der schwarze Stürmer Ade Banjo (Michael Ojake), genannt Blondie, hat die Dorfkicker in den DFB Pokal geschossen und der nächste Gegner ist kein anderer als der deutsche Abonnementsmeister Bayern München. Sässlen ist berühmt.

Doch das größte Problem im Dorf ist nicht der nächste schier übermächtige Gegner. Vielmehr betrügt Micha (Florian Lukas) Sylvia (Johanna Klante) mit Kerstin (Annett Renneberg). Kerstin betrügt Micha mit Sven und Sylvia wiederum betrügt Micha mit Ade. Ade betrügt zwischendrin Sylvia mal mit Heidi und Bärbel (Daniela Hoffmann) betrügt ihren Rolf (Axel Prahl). Rolf ist der Profiteur des Aufstiegs der Provinzkicker, er saniert seine marode Forma durch einen schwunghaften Handel mit Fanartikeln. Mit Rolf geht es steil nach oben. Dann gibt es da noch Otto (Hilmar Eichhorn) den örtlichen Baulöwen, dessen kreativer Buchhaltung der Aufschwung eigentlich zu verdanken ist. Seine Frau betrügt ihn nicht. Doch über Otto schwebt das Damoklesschwert der Steuerfahndung. Noch haben in Sässlen alle die Hoffnung, dass es aufwärts geht und sich ihre kleinen und großen Wünsche erfüllen mögen.

Man nehme eine Prise Wunder von Bern, eine Messerspitze Stadtgeflüster, eine Löffelchen Ostalgie und schon hat man eine schöne Befreite Zone, sollte man meinen. Einen Film, der perfekt alle beim Kinopublikum zur Zeit beliebten Themen vereint. Doch Befreite Zone bietet mehr als einen lauwarmen Aufguss beliebter und dutzendfach abgehandelter Themen. Norbert Baumgarten vermeidet konsequent das Abgleiten des Films in den Klamauk. Der Fußball bildet lediglich die Metapher für die Erwartungen und Hoffnungen der Bürger, der ehemaligen DDR nach der deutschen Wiedervereinigung.

Befreite Zone ist eine humorvolle und ironische Auseinandersetzung mit einem Stück deutscher Geschichte, dass schon heute in weite Ferne gerückt zu sein scheint.

Befreite Zone

Befreite Zone ist in der Reihe Ostwind, einer Initiative von ZDF und RBB, entstanden. Regisseur Norbert Baumgarten beschreibt darin die Geschichte des Aufschwungs Ost am Beispiel des Aufstiegs und Falls des Fußballvereins Sässlen.

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Meinungen

Klaus Richter · 07.11.2011

Ein Spiegel der Gesellscxhaft, wie er auch heute, wo auch immer in Deutschland, nicht aktueller sein kann.
Eine kompakte Hintergrunddarstellung zu verschiedenen, zu verallgemeinernden, Ereignissen in unserre Gesellschaft, welche durch die sympatisch und vor allem sehr passend und emotional agierenden Schauspieler leicht verständlich und natürlich sowie glaubhaft nähergebracht wird.
Die meines Erachtens durchweg sehr gute Regiearbeit ermöglicht die von Anfang bis Ende konsequente Einbettung des dargestellten Hintergrundes in eine wunderbare Rahmenhandlung,
welche einen von Minute zu Minute mehr gefangen nimmt.