Die Spielwütigen

Zwischen Traumberuf und Lampenfieber

Unterschiedlicher können vier Menschen wohl kaum sein: Da ist zum einen die hübsche Karina Plachetka, der alles scheinbar mühelos und wie von selbst von der Hand geht, während Stephanie Stremler gleich zu Beginn strauchelt und die Aufnahmeprüfung erst nach mehreren Anläufen schafft. Als dritte Figur der selbstbewusste Prodromus Antoniades, der sich nichts gefallen lässt und trotzdem mit allem hadert und schließlich die sensible Constanze Becker, die sich immer mit aller Macht in ihre Rollen fallen lässt. Doch sie verbindet ein Traum – sie sind spielwütig denn sie wollen Schauspieler werden. Und zwar an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst (HFS) Berlin „Ernst Busch“. In seinem neuen Dokumentarfilm Die Spielwütigen hat der Regisseur Andres Veiel angehende Darsteller sieben Jahre lang mit der Kamera begleitet.

Als die Aufnahmeprüfung dann schließlich geschafft ist, geht es erst richtig los. Und der Weg auf die Bretter, die die Welt bedeuten, ist hart. Denn nach zermürbenden Gruppenübungen, dem Studium der Rollen und dem Fechtunterricht werden die vier angehenden Schauspieler von ihren Dozenten gnadenlos kritisiert. Eine Tortur, gegen die die Bewertungsrunden durch die so genannten „Experten-Juries“ bei Casting-Shows wie das reinste Zuckerschlecken erscheinen. Doch die eigentliche Bewährungsprobe folgt erst ganz am Schluss, wenn die glorreichen Vier am Ende ihres langen und entbehrungsreichen Weges angekommen sind. Wie wird es weitergehen? Zeigen sie sich den Anforderungen des Schauspielerlebens gewachsen? Oder scheitern sie trotz der sieben Jahre intensiver Ausbildung, die nun hinter ihnen liegen?

Andreas Veiels Langzeitstudie über vier junge Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden und zum (Alp-)Traumberuf platzt mitten hinein in ein Land im Casting-Wahn und zeigt doch eine ganz andere Seite des Showbusiness. Denn niemals führt Veiel seine Superstars vor oder macht sie lächerlich, sondern er begleitet sie vielmehr behutsam auf ihrem Weg durch die Schauspielschule.

Wie bereits mit Black Box BRD trifft Andres Veiel mit seiner Studie haargenau den Zeitgeist, ohne diesem aufzusitzen. Denn obwohl wahrscheinlich bald die endgültige Heiligsprechung Dieter Bohlens und eine Hitparaden-Monopolstellung geklonter Casting-Show-Gewinner droht, zeigt sein Film auf angenehm ruhige, behutsame und mitunter brüllend-komische Weise die Träume von vier angehenden Schauspielern, die erfrischend anders sind als Daniel, Alexander und Co. Und irgendwie atmet man als Zuschauer förmlich auf, wenn der Abspann verlauten lässt, dass es die meisten geschafft haben. Und nach diesem Film dürften die Rollenangebote sowieso nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Die Spielwütigen

Unterschiedlicher können vier Menschen wohl kaum sein: Da ist zum einen die hübsche Karina Plachetka, der alles scheinbar mühelos und wie von selbst von der Hand geht.

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