Der letzte Tango in Paris

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Freitag, 6. Juni 2014, 3sat, 22:35 Uhr

Eine Frau Anfang zwanzig (Maria Schneider) und ein mehr als doppelt so alter Mann (Marlon Brando) begegnen sich bei der Wohnungssuche in Paris und geraten spontan in ein heftiges sexuelles Erlebnis miteinander, das sie künftig so variantenreich wie extremistisch und unter Verabredung der gegenseitigen Anonymität am selben Ort fortsetzen, parallel zu ihrem Alltagsleben. Bei anfänglicher Wortkargheit kommen sie allmählich doch ins Gespräch miteinander, doch als der dominante Amerikaner Paul und die verspielte Französin Jeanne ihre Beziehung schließlich über die eingangs selbst geforderte Begrenztheit hinausleiten wollen, endet diese extraordinäre erotische Liebesgeschichte in einem tragischen Finale.
Es ist eine überaus spannende Angelegenheit, einen berüchtigten Skandalfilm wie Der letzte Tango in Paris aus dem Jahre 1972, der Regisseur Bernardo Bertolucci nach seiner Premiere beim New York Film Festival damals sogar eine Haftstrafe und den zeitweiligen Entzug seiner Bürgerrechte in Italien eintrug, mit all seinen psychologischen, dramaturgischen und stilistischen Aspekten aus der Distanz von über vierzig Jahren Filmgeschichte im Fernsehprogramm zu betrachten, das dem interessierten Zuschauer bequem die Möglichkeit bietet, die einstigen Vorwürfe der Frauenfeindlichkeit, Obszönität und Pornographie sozusagen in den eigenen vier Wänden zu überprüfen.

Seinerzeit zweifach für den Oscar nominiert, ein paar Mal mit Filmpreisen ausgezeichnet, aufgrund seiner künstlerischen Komponenten kräftig von der Kritik gerühmt und mehrfach von der Zensur verdammt fand Der letzte Tango in Paris enormen Zuspruch beim Publikum, avancierte weltweit zu einem brisanten Event und wurde, nicht zuletzt transportiert durch die Widerstandes, auch zu einem beachtlichen kommerziellen Erfolg – ein innerhalb der Kinolandschaft nicht seltenes Phänomen, das in diesem Fall sicherlich auch weniger künstlerisch interessierte Zuschauer vor die große Leinwand gelockt hat. Zu Recht, denn auch jenseits seiner mächtigen Rezeption stellt dieses intensive Drama um Verzweiflung, Begegnung und die Flucht in sexuelle Provokationen einen absolut sehenswerten Film dar, der mitunter jenseits seiner intellektuellen Implikationen unmittelbar zu schockieren vermag.

Der letzte Tango in Paris

Eine Frau Anfang zwanzig (Maria Schneider) und ein mehr als doppelt so alter Mann (Marlon Brando) begegnen sich bei der Wohnungssuche in Paris und geraten spontan in ein heftiges sexuelles Erlebnis miteinander, das sie künftig so variantenreich wie extremistisch und unter Verabredung der gegenseitigen Anonymität am selben Ort fortsetzen, parallel zu ihrem Alltagsleben.
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Meinungen

werner · 11.09.2015

es war ein so wunderschöner film