Farland (2004)

Bonjour tristesse

Die Geschichte von Axel (Richy Müller) und Karla (Lara Tonke): Zwei Menschen, die sich zum ersten Mal im Krankenzimmer begegnen. Axel besucht seinen Sohn, der wie die Schwester von Karla im Koma auf der Intensivstation liegt. Gemeinsame Momente des tagelangen Wartens und Hoffens, eine Notgemeinschaft mit spärlichen Dialogen, der Versuch, der äußerst schwierigen Situation irgendwie zu begegnen. Aber für die Beiden auch die Notwendigkeit aufzeigt, sich mit dem vergangenen Leben und seinen Schwierigkeiten (erneut) zu konfrontieren; verschüttete, unterdrückte Emotionen ans Tageslicht kommen zu lassen, die gleichzeitig aufzeigen werden, wie verkorkst das menschliche Dasein mittlerweile geworden ist und selbst so empfunden wird. Daran ändert auch der Versuch, beim anderen ein wenig emotionalen Halt zu finden, nur wenig …

Heimatverlust, Aufbruch, Vaterfigur, Beziehungsunfähigkeit und entwurzeltes Lebensgefühl: Michael Klier (Heidi M.) hat viel reingepackt in seinen neuem Film und seine Protagonisten handeln ganz im Sinne der bedrückenden Atmosphäre, die dieser Film fortwährend versprüht. Warum gelingt es einem Almodovár in Sprich Mit Ihr bei durchaus vergleichbarer Thematik, einen fröhlichen und symphatischen Film zu schaffen, während die deutsche Variante so bedeutungsschwanger und trist daherkommt? Klar doch, wir wissen ja (Intension verstanden!), dass es hier um etwas anderes geht: denn Farland möchte ein Stück junge deutsche Gegenwart sein, will präzise einen Ausschnitt beobachten – doch zwischen ostdeutschen Randgegenden, beklemmenden Einfamilienhäusern, der Welt der Einkaufszentren und Autobahnausfahrten passiert außer einer ausgedehnten Herbststimmung einfach zu wenig, lassen die drastischen Szenen einem eher ratlos und distanziert zurück, weil es ihnen an Zugänglichkeit fehlt.

Besonders hinderlich ist dabei der dramaturgische Aufbau des Films, der ausnehmend bemüht wirkt – Axel und Karla treffen sich fortwährend „wie zufällig“ auf der Strasse, im Hotel oder sonst wo, womit der Regisseur wohl eine besondere Wahrhaftigkeit ausdrücken wollte (die ihn anscheinend umgetrieben hat), die sich aber leider genau ins Gegenteil verkehrt, weil es Klier mit dem Ausmaß an Zufälligkeiten einfach übertreibt. Interagierende Personen, die sich meist wie aus dem Nichts heraus treffen, sich häufig spröde, manchmal auch gekünstelt miteinander unterhalten, ansonsten bei melancholischer Hintergrundmusik durch ein Grenzland mit leerstehenden Geschäften ohne Zukunft rennen: es bleibt als Zuschauer schwer, sich diesem Film anzunähern, problematisch, sich mit diesen traurigen Personen zu identifizieren – vielleicht, weil man mit einer solchen vermeintlichen Gegenwart in Deutschland und dieser „Welt der verwirrten Herzen“ nichts anzufangen weiß. Vielleicht aber auch, weil man als Zuschauer einfach keine Lust darauf hat, sich mit ihr auseinander zusetzen.

Farland (2004)

Die Geschichte von Axel (Richy Müller) und Karla (Lara Tonke): Zwei Menschen, die sich zum ersten Mal im Krankenzimmer begegnen. Axel besucht seinen Sohn, der wie die Schwester von Karla im Koma auf der Intensivstation liegt.

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Meinungen

Gunnar Borbe · 18.06.2019

intensiver Film über das Deutschland der Sattelitenstädte und Pflasterverbundsteine mit starken Darstellern