La Mala Educación - Schlechte Erziehung

Die eigene Welt des Pedro Almodóvar

Madrid 1980: Als der Erfolgsregisseur Enrique Goded (Fele Martínez), der gerade auf der Suche nach einem geeigneten Stoff für seinen nächsten Film ist, überraschenden Besuch von seinem alten Jugendfreund, dem derzeit arbeitslosen Schauspieler Ignacio Rodríguez (Gael García Bernal) erhält, löst dies nicht nur positive Reaktionen aus. Ignacio ist auf der Suche nach einer neuen Schauspielerrolle und legt Enrico dazu mit „La Visita“ ein Drehbuch vor, in dem die gemeinsame Kindheit auf der Klosterschule, der damalige sexuelle Missbrauch von Padre Manolo (Daniel Giménet Cacho) und die heimlichen Liebe, die sich seinerzeit zwischen ihm und Enrique ereignet hat, genauestens beschrieben werden. Enrique ist gleichermaßen schockiert und fasziniert von diesem Stoff: Das könnte sein großer, nächster Film werden! Doch Ignacio wiederum, der von nun an Ángel genannt werden will, beansprucht eine ganz bestimmte Rolle in diesem Film, was harschen Widerspruch bei Enrique und einen Streit zwischen Beiden auslöst. Überhaupt stellt sich die Umsetzung des Stoffes als kompliziert heraus; längst vergessen geglaubte Wunden und grausame Wahrheiten gelangen in diesem Puzzlespiel nun Stück für Stück ans Tageslicht …
Fleischliche Begierden und ausdrucksstarke Leidenschaften, Opfer und Täterszenarien, schöne Menschen (aber beinahe keine Frauen), traurige Antihelden und urspanische Themen: Pedro Almodóvar bleibt sich treu und schließt nahtlos an bekannte Qualitätsdimensionen seiner früheren Filme an — besonders was Ästhetik, schauspielerische Leistungen, elegante Typographie, musikalische Auskleidung und die Freizügigkeit seiner Aufnahmen anbelangt. Und doch unterscheidet sich La Mala Educación von seinen bisherigen Werken. Ungewohnt ernst verläuft diese „Film Noir“ Geschichte; gewohnte Leichtigkeit und Selbstironie, wie z.B. in Alles Über Meine Mutter, lassen sich nur sehr vereinzelt vorfinden. La Mala Educación wirkt insbesondere wie eine ausgesprochen persönliche Angelegenheit des Regisseurs – dementsprechend zögerlich und vorsichtig mag sich der (nicht-spanische) Zuschauer darauf einlassen. Recht eigen erscheinen auch die kirchlich-religiösen Erzählstränge, war Almodóvar in den 60er Jahren doch selbst einmal Klosterschüler und dürfte somit seine eigenen Erfahrungen haben, wenn es darum geht, unangenehme Fesseln der Vergangenheit abzustreifen. Selbst wenn er bisher in Interviews einen autobiografischen Bezug verneint hat: geradezu düster und beengend-persönlich wirken viele dieser Szenen, was sie aber auf der anderen Seite umso eindringlicher werden lassen.

Auch wenn sich La Mala Educación aus all diesen Gründen möglicherweise nicht sofort erschließt und dem Betrachter volle Aufmerksamkeit abverlangt: vorhalten kann man diesem emotionalen Meisterwerk im Endeffekt nichts — alles wurde vom Regisseur genauestens durchdacht, liebevoll inszeniert und detailbesessen begleitet. Ein Film in aussergewöhnlicher Manier — heikel, offensiv und provozierend — wie er eben nur von Pedro Almodóvar sein kann.

La Mala Educación - Schlechte Erziehung

Madrid 1980: Als der Erfolgsregisseur Enrique Goded überraschenden Besuch von seinem alten Jugendfreund, dem derzeit arbeitslosen Schauspieler Ignacio Rodríguez erhält, löst dies nicht nur positive Reaktionen aus.
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