Beyond the Sea

Eine doppelte Herzensangelegenheit

Dass die Besten im Musikbiz jung sterben, gilt nicht nur für die Vertreter der Rock-Fraktion, sondern anscheinend auch für Sänger der leichteren Muse, zumindest, wenn man Kevin Spacey Glauben schenken darf. Der hat sich in seinem Film Beyond the Sea Bobby Darin, einen der großen Singer/Entertainer der Sechziger, vorgenommen und diesem ein Biopic gewidmet, das ganz offensichtlich eine Herzensangelegenheit war. Eine Geschichte aus dem Showbiz, die zeigt, dass man auch in den Studios in Babelsberg Hollywood-Atmosphäre zaubern kann. Denn dort wurden große Teile des Films gedreht.

Bereits mit sieben Jahren zeigen sich bei Walden Robert Cassotto – so der bürgerliche Name Bobby Darins – gravierende Herzprobleme, die die Ärzte dazu veranlassen, dem Jungen (William Ulrich) eine Lebenserwartung von maximal 15 Jahren einzuräumen, ein Schock für den fröhlichen Knaben und seine Familie. Doch seine Mutter Polly (Brenda Blethyn), ein ehemaliger Vaudeville-Star, kämpft um ihren kleinen Sohn und entdeckt dabei, dass der Kleine mit dem schwachen Herzen ein riesiges Entertainer-Talent besitzt. Fortan hat der Junge ein Ziel, dass er auch dann nicht aus den Augen verliert, als seine Mutter stirbt, er ist zu diesem Zeitpunkt gerade mal 20 Jahre alt und damit schon fünf Jahre über der Zeit, die ihm die Ärzte einstmals einräumten. Mit Hilfe seines Managers Steve Blauner (John Goodman) und des Arrangeurs Dick Behrke gelingt schließlich der Aufstieg aus den Clubs auf die großen Showbühnen der USA, 1958 landet Bobby Darin mit Splish Splash seinen ersten großen Hit, doch das reicht ihm noch lange nicht aus. Er will so berühmt werden wie Frank Sinatra. Und auch dieses Vorhaben gelingt, allen Widrigkeiten zum Trotz. Schließlich führt ihn sein Weg sogar nach Hollywood, wo er nicht nur seine Frau, die Schauspielerin Sandra Dee (Kate Bosworth) kennen lernt, sondern es sogar bis zu einer Oscarnominierung schafft. Der rasche Aufstieg, die Gier nach Ruhm und Geld und das ständige Verdrängen seiner Krankheit fordern schließlich ihren Preis. Darin zieht sich immer mehr zurück und wird schließlich zum Gefangenen seiner eigenen Ansprüche, ein goldener Käfig, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Selbst ein Comeback als politischer Hippie-Sänger gerät schließlich zum Fiasko, da die Fans den Imagewechsel nicht glauben.

Kevin Spacey bekennt, dass seine Liebe zu Bobby Darin und seiner Musik bis in seine eigene Kindheit zurückreicht — und das merkt man dem Film auch an. Hier war ganz offensichtlich ein Regisseur am Werk, der sich hundertprozentig mit dem Gegenstand seiner Betrachtung identifizierte. Das ist nicht unbedingt und zwangsläufig die Grundvoraussetzung für einen guten Film, andere Filmemacher sind gerade mit solchen Herzensangelegenheiten schon grandios gescheitert. Doch Kevin Spacey, der zugleich dem erwachsenen Bobby Darin im Film Gestalt und Stimme verleiht, weiß in weiten Teilen zu überzeugen und zu fesseln, auch wenn manche Nebendarsteller nicht in gewohnter Weise glänzen können. Vielleicht liegt das ja gerade daran, dass Spacey als Regisseur und Hauptdarsteller alles andere überstrahlt und verdeckt, was leider auch manche Schattenseite und psychologische Tiefe umfasst. Was bleibt, ist ein recht unterhaltsamer Film mit einigen Abstrichen und die Erkenntnis, dass Kevin Spacey richtig gut singen kann.

Beyond the Sea

Dass die Besten im Musikbiz jung sterben, gilt nicht nur für die Vertreter der Rock-Fraktion, sondern anscheinend auch für Sänger der leichteren Muse, zumindest, wenn man Kevin Spacey Glauben schenken darf.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen