Elfriede & Elfriede

Porträt zweier ungewöhnlicher Frauen

Die Literaturnobelpreis-Trägerin Elfriede Jelinek gilt als ausgesprochen menschenscheu und zurückgezogen, was sich zuletzt bei der Verleihung des Preises im Herbst 2004 bemerkbar machte, als die Geehrte einfach nicht erschien. Auch bei dem Presserummel im Herbst hatte man das deutliche Gefühl, dass Jelinek das alles zutiefst zuwider war. Umso erstaunlicher ist nun der Film Elfriede & Elfriede von Hanna Laura Klar, der eine weiche, menschliche und mitunter intime Seite der Frau mit dem sprachlichen Vorschlaghammer zeigt. Doch es dreht sich nicht allein um die Autorin, die wie keine andere der personifizierte Stachel im Fleisch ihrer Heimat Österreich ist. Wie der Titel es bereits andeutet, zeichnet der Film ein Doppelporträt: Elfriede Gerstl heißt die zweite Protagonistin des Films, auch sie ist Schriftstellerin, allerdings eher in der Lyrik beheimatet. Und obwohl auch Gerstl mit renommierten Preisen ( so unter anderem mit dem Georg-Trakl- und dem Erich-Fried-Preis) ausgezeichnet ist, ist sie die weitaus unbekanntere der beiden Elfriedes.

Doch es ist nicht allein die Profession und der Vorname, der die beiden Wortartistinnen verbindet, es ist vor allem eine mehr als dreißigjährige Freundschaft. Allerdings sehen die beiden auf den ersten Blick fast wie Mutter und Tochter aus: Elfriede Gerstl ist bereits in den Siebzigern, und mit ihrer roten Lockenmähne unter der Baskenmütze wirkt die Lyrikerin wie ein Kontrapunkt zur großen blonden Autorin und Dramatikerin Jelinek – ein Gegensatzpaar, das einander schätzt. Und obwohl sie Gegenspielerinnen in ästhetischen Positionen und im Schreiben sind, verbindet sie doch eine Menge miteinander: Da ist zum einen – oberflächlich betrachtet – die Leidenschaft für Kleidung bei den beiden Elfriedes. Ein weitaus wesentlicheres und existenzielleres Element ist aber die Abneigung gegen die Mütter, die beide Täterinnen waren und die das Leben der beiden Autorinnen mit dem gleichen Vornamen geprägt haben.

Ungewöhnlich offen und freimütig plaudern die beiden Schriftstellerin aus ihrem Leben, und wenn man die Abneigung Jelineks gegen öffentliche Aufmerksamkeit und mediale Zuschaustellung kennt, wundert es sehr, wie ungezwungen und auskunftsfreudig die Nobelpreisträgerin Einblick in ihr sonst sorgsam gehütetes Privatleben gibt ganz gleich ob beim Bummel durch die Wiener Innenstadt, beim Braunen im Caféhaus oder in Elfriede Gerstls Laden am Naschmarkt. Trotz der mitunter miserabler Bildqualität ein berührendes Porträt zweier außergewöhnlicher Frauen und ihrer Freundschaft und ganz nebenbei eine Reflexion über das Schreiben.

Elfriede & Elfriede

Die Literaturnobelpreis-Trägerin Elfriede Jelinek gilt als ausgesprochen menschenscheu und zurückgezogen, was sich zuletzt bei der Verleihung des Preises im Herbst 2004 bemerkbar machte, als die Geehrte einfach nicht erschien.

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Meinungen

· 07.01.2008

Privat und interessant.