Whisky

„Whisky“ statt „Cheeeeeeeeeeeeeese“

Öde und stumpfsinnig ist das Leben des sechzigjährigen Jacobos Köller (Andrés Pazos), dessen einziger Inhalt die alltägliche Routine in der eigenen kleinen Sockenfabrik ist. Unterstützt wird er dabei von seiner ebenso wortkargen wie unscheinbaren Mitarbeiterin Marta Acuña (Mirella Pascual), die – beinahe ohne ein Wort zu sagen – jeden Auftrag ihres Brötchengebers tatkräftig angeht. Eines Tages allerdings wird Jacobos nervtötende, aber auch irgendwie Sicherheit verheißende Ruhe durch den angekündigten Besuch seines Bruders Herman (Jorge Bolani) empfindlich gestört. Der hatte lange Jahre im Ausland verbracht und kehrt nun anlässlich der bevorstehenden Beerdigung ihrer Mutter nach Uruguay zurück. Ähnlich wie der ältere Jacobo, so hat auch der extrovertierte Herman sein Glück mit Socken gemacht, doch seine Fabrik in Brasilien ist ein Muster an unternehmerischer Effizienz.

Zur Überraschung seiner Mitarbeiterin bittet Jacobo diese, sich für die bevorstehende Fahrt zum Begräbnis seiner Mutter als seine Gattin auszugeben. Nach kurzem Zögern willigt sie schließlich ein, denn seit langem schon ist sie in ihren Chef verliebt, ohne dass der etwas davon ahnt, und die drei Menschen, die einander kaum kennen, begeben sich nach der Bestattung sogar auf einen Ausflug zum Meer. Dort kommen sich vor allem Jacobo und Marta näher, doch für den zurückgezogenen und in sich gekehrten Sockenfabrikanten ist jede Äußerung von Gefühlen ein Drahtseilakt. So ist es auch kein Wunder, wenn er am Ende des Films wieder vor seinem Unternehmen steht und aufsperrt. Doch etwas hat sich durch die Reise verändert…

Whisky ist ein bitter-komischer Film, der trotz seiner Herkunft aus Uruguay streckenweise in seiner Art und Erzählhaltung an die sarkastischen Tragikomödien eine Aki Kaurismäki oder Jim Jarmusch erinnert. Voller kleiner, fein beobachteter und zurückhaltend gespielter absurder Situationen und mit einem Minimum an Ausstattung, Gestik und Mimik seitens der brillanten Akteure gelingt den beiden Regisseuren Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll ein wunderbar traurig und heiterer Film, bei dem man beim Gang aus dem Kino nicht mehr genau weiß, ob man lachen oder heulen soll. Es ist anzunehmen, dass beides geschehen wird, ein doppelt guter Grund also, sich mit Taschentüchern auszustatten. Das Titel gebende Getränk bezieht sich übrigens auf die Aufforderung, bei einem gemeinsamen Foto statt des üblichen „Cheese“ einfach das Wort „Whisky“ zu sagen, um die Mundwinkel nach oben zu zaubern. Manchmal bedarf es eben einer Aufforderungen von außen, um dem Leben ein Lächeln abzugewinnen, auch wenn alle anderen über die eigenen Unzulänglichkeiten lächeln. Ein Film so trocken wie ein schottischer Single Malt aus den Highlands.

Whisky

Öde und stumpfsinnig ist das Leben des Sechzigjährigen Jacobos Köller (Andrés Pazos), dessen einziger Inhalt die alltägliche Routine in der eigenen kleinen Sockenfabrik ist.

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Meinungen

Basti · 11.05.2005

kann uruquay ole nur beipflichten! grüsse basti

Olli · 06.05.2005

Ich hab gestern einen wunderschönen Film gesehen...

@uruguay ole · 04.05.2005

simmt! aber nix für action-fans.

Uruguay ole · 30.04.2005

Das Beste, was ich seit langem im Kino gesehen habe. Ein schöner, humoriger Film.

Jonas · 25.04.2005

Sowas hätte ich eigentlich nicht in der Sneak erwartet. War aber angenehm überrascht. Endlich mal wieder ein Film, der im Kopf bleibt.

Susanne · 15.04.2005

War bei der Premiere in Köln. Ein wunderbarer, leiser, aussergewöhnlicher Film. Am Ende hätte ich ewig weiterschauen können. Die beiden jungen Regisseure waren da und haben, statt dem üblichen Frage- und Antwortspiel, einfach auf die Bühne gesetzt und von sich, dem Film und den Schauspielern erzählt. Ein schöner Abend!

Filmfan · 09.04.2005

Der Film startet bedächtig, vielleicht auch ein wenig zu bedächtig, doch dann baut er langsam und gekonnt Spannung auf. Eine Komödie der eher leisen Töne, die Fans der Kaurismäkis mit Sicherheit gefallen wird.

· 12.04.2005

Selten so gelacht. Merkwürdig, ironisch humorvoll. Sicher nicht für jeden Geschmack geeignet, hat der Film das Zeug zum Kultstatus. Viva Uruguay!