Millions

Wo hin zum Teufel mit der Kohle?

Anscheinend mühelos wechselt der britische Regisseur Danny Boyle das Genre wie andere Standeskollegen die Unterwäsche und schafft es immer wieder aufs Neue zu überraschen. Nach Trainspotting, dem wahrscheinlich ultimativen Drogen-Film der Neunziger mischte er im Jahr 2003 mit 28 Days das Horror-Schocker-Milieu kräftig auf, um sich mit seinem neuen Film Millions dem Kinderfilm zuzuwenden. Wer Danny Boyles Drastik kennt, dem mag ein Besuch des Kinos mit den eigenen Sprösslingen nicht gerade angeraten erscheinen, doch Millions ist allen Zweifeln zum Trotz ein witziger Familienfilm für alle, die Disney zu albern finden.

Gar nicht witzig allerdings beginnt der Film, denn Anthony (Lewis Owen McGibbon) und Damian (Alexander Nathan Etel), steht ein Umzug ins Haus. Nach dem Tod ihrer Mutter ziehen die die beiden mit ihrem Vater nach Nordengland. Während der neunjährige Anthony leidlich mit den neuen Eindrücken zurecht kommt, verkriecht sich Damian zusehends und beginnt mit seltsamen kleinen Tagträumen in deren Verlauf ihm Jesus und Klara von Assisi erscheinen, um ihm Ratschläge zu geben. Klar, dass Damian an göttliche Fügung oder die helfende Hand eines Heiligen glaubt, als eine selbst gebaute Burg aus Umzugskartons während eines Gebets zusammenbricht und der Junge in den Trümmern seines Rückzugsortes eine Sporttasche findet, die mit einer viertel Million Pfund prall gefüllt ist. Damian weiht seinen Bruder ein, der nicht daran denkt, die Kohle zurückzugeben, denn das meiste des Vermögens ginge dann eh für Steuern drauf. Dumm nur, dass die Zeit drängt, denn in wenigen Tagen wird die Währung auf der Insel auf den Euro umgestellt, so dass der Geldsegen dann nichts mehr wert ist.

Auch über die Art und Weise, wie das Sümmchen unter die Menschen gebracht werden soll, herrscht nicht gerade Einigkeit zwischen den Brüdern. Während der Große am liebsten das Bruttoinlandsprodukt durch exzessiven Konsum ankurbeln möchte, sieht sich Damian verpflichtet, für ein klein wenig ausgleichende soziale Gerechtigkeit zu sorgen und vor allem die Bedürftigen zu bedenken. Zu allem Überfluss beginnen die beiden mit ihrem plötzlichen Reichtum auch noch, die Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf sich zu ziehen. Außerdem gibt es da noch die fremde Frau, in die sich der Vater der beiden Jungs plötzlich verliebt hat, was die Sprösslinge zunächst gar nicht gerne sehen. Und dann ist da noch der eigentliche \"Besitzer\" des Geldes, der das kleine Vermögen auf illegale bei einer Bank \"abhob\"…

Millions ist ein ebenso witziger wie ernsthafter Film, der unterhält, ohne flach zu sein und der seine eigentlich recht einfache Botschaft \"Geld ist nicht alles\" auf gelungene und unterhaltsame Weise ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt. Nicht auszudenken, wie dröge moralisierend solch ein Thema in Deutschland dargestellt worden wäre. Vor allem die beiden kleinen Darsteller sind eine echte Entdeckung und werden die Herzen des gleichaltrigen Publikums im Sturm erobern. Für Kinder unter 8 Jahren könnte der Film allerdings unter Umständen zu spannend sein. Dafür ist allerdings garantiert, dass sich auch die erwachsenen Begleitpersonen bei diesem Kinderfilm nicht langweilen werden.

Millions

Anscheinend mühelos wechselt der britische Regisseur Danny Boyle das Genre wie andere Standeskollegen die Unterwäsche und schafft es immer wieder aufs Neue zu überraschen.

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Meinungen

· 24.08.2005

Schade, dass Danny Boyle nie wieder etwas wie trainspotting auf die Beine gestellt hat. Das ist immer noch einer meiner Lieblingsfilme. Danach gings immer nur bergab. Und hier leider das nächste Beispiel, eine Schmonzette der übelsten Art. Wo ist der geniale Filmemacher von früher nur geblieben?