Cachorro

Vom Saulus zum Paulus

Bislang hatte Pedro (José Luis Garcia-Pérez) ein schönes, ungebundenes und äußerst freizügiges Leben. Der schwule Zahnarzt aus Madrid steht auf behaarte Männer – also „Bären“ im Terminus der Szene – sowie Lack und Latex und lebt seine Neigungen aus. Richtig zufrieden ist er allerdings nicht mit seinen Beziehungen, denn mit der Zeit erscheinen sie ihm fade und oberflächlich. Sein Leben ändert sich jäh, als seine esoterisch angehauchte Schwester Violeta (Elvira Lindo) mit ihrem neuesten Lover für einen Selbsterfahrungstrip nach Indien fahren will. Zunächst unwillig lässt sich Pedro schließlich breitschlagen, für zwei Wochen seinen elfjährigen Neffen Bernardo (David Castillo), bei sich aufzunehmen. Für Pedro bedeutet dies in erster Linie, dass er auf Sex verzichten muss, denn schließlich will er dem Jungen, mit dem er bislang nur wenig zu tun hatte, ein Vorbild und liebevoller Onkel sein. Doch als aus den 14 Tagen sechs Wochen geworden sind, wird Pedro langsam unruhig. Und tatsächlich: Bernardos Mutter wurde in Indien wegen Drogenschmuggels verhaftet und wird auf absehbare Zeit nicht zurückkehren können, so dass Pedro nun endgültig die Verantwortung für den Jungen übernimmt. Regelrecht geschockt ist Pedro, als man ihm in der Botschaft mitteilt, dass Bernardos Mutter voraussichtlich mit 30 Jahren Haft zu rechnen hat, wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Und als wären die Dinge nicht schon verwickelt genug, taucht unversehens Doña Teresa (Empar Ferrer), die Mutter von Violetas verstorbenem Mann auf und will nun, da ihre Hauptrivalin im Knast festsitzt, ihren Enkel an sich reißen. Doch Pedro beginnt um den Jungen zu kämpfen…

Miguel Albaladejos freche Tragikomödie Cachorro ist ein durchaus gelungener und unterhaltsamer Film über die Nöte einer unverhofften Vaterschaft und die mannigfaltigen Probleme, die dies mit sich bringt. Besonders Pedros Wandlung vom promiskuitiven Saulus zum fürsorglichen Paulus erscheint zwar recht harsch, aber trotzdem nachvollziehbar. Überhaupt ist keinesfalls alles Friede, Freude, Eierkuchen in diesem Film, doch die individuellen Probleme des Schwulseins wie die HIV-Erkrankung eines Freundes oder die Schwierigkeiten, einen Partner zu finden, sind eher die Begleitmusik zu der sich entwickelnden Beziehung zwischen Pedro und seinem Neffen sowie der Abkehr vom bisherigen Lebenswandel. Das alles, gewürzt mit einigen überaus humorvollen Betrachtungen schwuler Lebensformen, macht den Film zu einem der besseren Sorte über homosexuelle Lebenswelten.

Cachorro

Bislang hatte Pedro (José Luis Garcia-Pérez) ein schönes, ungebundenes und äußerst freizügiges Leben. Der schwule Zahnarzt aus Madrid steht auf behaarte Männer – also „Bären“ im Terminus der Szene – sowie Lack und Latex und lebt seine Neigungen aus.

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