Luna Papa

Ein grelles Märchen

Ein kleines Dorf irgendwo in Usbekistan: Die 17-jährige Mamlakat (Chulpan Khamatova) lebt zusammen mit ihrem verwitweten Vater Safar (Ato Mukhamedshanov) und ihrem durch den Kriegsdienst in Afghanistan geistig behinderten Bruder Nasreddin (Moritz Bleibtreu). In dieser verlassenen und ärmlichen Gegend im Niemandslands Zentralasiens passiert kaum einmal etwas Spektakuläres, und so ist es für die jungen Frau schon etwas Besonderes, wenn wieder einmal eine Theatergruppe per Flugzeug eingeflogen wird, um für kurze Zeit hier zu gastieren – besonders da sie davon träumt, Schauspielerin zu werden. Nach dem Besuch des Theaterstücks lässt sich Mamlakat eines Nachts von einem Mann im Dunkeln verführen, der von sich behauptet, zum einen ein Schauspieler und zum anderen mit Tom Cruise befreundet zu sein. Kurz darauf ist der geheimnisvolle Fremde weg und die junge Frau bleibt schwanger zurück. Die geplante heimliche Abtreibung in der Stadt misslingt, weil der Engelmacher kurz vor dem Eingriff selbst gen Himmel entschwebt, und so bleibt Mamlakat nur noch eines übrig – sie muss ihrem Vater alles beichten, bevor ihr Zustand offensichtlich wird. Der rastet aus, sinnt auf Rache und macht sich gemeinsam mit Tochter und Sohn ein einem klapprigen Auto an die Verfolgung des Kindvaters, was zwar zu etlichen gesprengten Theatervorführungen, aber zu keinem greifbaren Ergebnis führt. Geknickt kehren die drei in ihr Dorf zurück, wo Mamlakat zunehmend geschnitten wird, so dass der jungen Frau nur noch die Flucht nach Moskau bleibt. Und ausgerechnet dort in der Fremde findet sie schließlich ihr Glück in Gestalt von Alek, in den sie sich verliebt. Doch dann geschehen just am Tag ihrer Hochzeit merkwürdige Dinge, die den Lauf der Geschichte erheblich beeinflussen, denn plötzlich stürzt eine Kuh vom Himmel herab.

Luna Papa ist der dritte Film des Regisseurs Bakhtiar Khudojnazarov, der für seinen Film Kosh ba Kosh / Neues Spiel, neues Glück 1993 den Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig gewann. Die internationale Koproduktion mit japanischer, österreichischen, schweizerischer, russischer, deutscher, usbekischer und französischer Beteiligung ist ein prallbuntes Märchen mitten aus dem Nirgendwo voller absurder Überraschungen und seltsamer Wendungen, das mitunter wie ein Werk aus Tausendundeiner Nacht wirkt. Wie Emir Kusturica fühlt sich auch Khudojnazarov dem phantastischen Realismus verpflichtet, was Luna Papa trotz geringen Budgets zu einer wunderbaren Entdeckung innerhalb des Hollywood-dominierten Einheitsbreis machte. Ein Meisterwerk, das allerdings seinerzeit in den Kinos nur wenig erfolg hatte – umso mehr Grund, diesen Film nun keinesfalls zu verpassen.

Luna Papa

Ein kleines Dorf irgendwo in Usbekistan: Die 17-jährige Mamlakat (Chulpan Khamatova) lebt zusammen mit ihrem verwitweten Vater Safar (Ato Mukhamedshanov) und ihrem durch den Kriegsdienst geistig behinderten Bruder Nasreddin (Moritz Bleibtreu).

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Meinungen

· 18.11.2005

ein wunderbarer, völlig irrer film