Mongolian Ping Pong

Es war einmal ein Tischtennisball...

Irgendwie sind die Geschichten, die uns aus den endlosen Steppen Asiens erreichen, immer ein wenig entrückt und märchenhaft. Sie führen uns in eine Welt, in der die Segnungen der Zivilisation noch kaum spürbar sind, sie zeigen uns eine Welt im Zustand der beinahe vollkommenen Harmonie, des Lebens im Einklang mit der Natur und den Elementen und sie zeigen, wie einfach es sein kann zu staunen und Neues zu entdecken, wenn man nur genau hinschaut. Das ist der Zauber, der von Byambasuren Davaas beiden Filmen Die Geschichte vom weinenden Kamel und Die Höhle des gelben Hundes ausgeht und der einen wesentlichen Anteil am weltweiten Erfolg der beiden Dokumentationen haben dürfte. Auch Mongolian Ping Pong des chinesischen Regisseurs Ning Hao zeigt auf ganz ähnliche Weise, welche ungeheure Faszination das archaische Leben in den endlosen Weiten der Mongolei auf uns gestresste Westeuropäer ausübt.
Als der zehnjährige mongolische Junge Bilike (Hurichabilike) beim Wasserschöpfen an einem Fluss einen Tischtennisball findet, glaubt er zunächst an ein mystisches Objekt, zumal niemand ihm sagen kann, um was für ein Ding es sich dabei handelt. Seine abergläubische Großmutter (Dugema) ist sich ganz sicher, dass die leuchtende Perle ihrem stolzen kleinen Besitzer viel Glück bringen wird. Und so avanciert Bilike zum Helden der kleinen Gemeinschaft, in der er lebt. Doch als die Kinder eines Tages durch das Fernsehen in Erfahrung bringen, dass der Tischtennisball der Nationalball Chinas ist, geraten sie ins Grübeln. Denn wenn sie den Nationalball Chinas haben, dann fehlt er ja den Chinesen. Es hilft alles nichts, der Ball muss zurück an seinen Bestimmungsort. Und so brechen Bilike und seine Freunde auf zu einer Reise, die sie bis nach Peking führen soll – nicht ahnend, wie weit die chinesische Hauptstadt von ihnen entfernt ist…

Auf wunderbare Weise schafft es der Regisseur Ning Hao, die Magie der Steppe und die kindliche Phantasie von Bilike und seinen Freunden einzufangen, die in dem geheimnisvollen Fundstück einen Schatz sehen, der nach und nach ihre naiven Phantasien beherrscht. Trotz dieses Märchencharakters zeigt der Film, dessen Landschaftsaufnahmen von einer ungeheuren Majestät sind, aber auch die Realitäten des alltäglichen Lebens und beleuchtet das langsame Eindringen der Moderne in den archaischen Rhythmus der Steppenbewohner. Auf diese Weise verschmelzen Fiktion und Realität zu einer Einheit, wie sie bereits für die Filme Byambasuren Davaas kennzeichnend ist. Und wenn Bilike am Ende die wirkliche Funktion seines Schatzes entdeckt, dann wünschen wir uns von ganzem Herzen, dass ihm diese Ernüchterung erspart geblieben wäre. Einfach weil es so schön war.

Mongolian Ping Pong

Irgendwie sind die Geschichten, die uns aus den endlosen Steppen Asiens erreichen, immer ein wenig entrückt und märchenhaft.
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Meinungen

Günni · 09.09.2006

EWs ist einfach ein schöner Film.

Baldan · 13.12.2005

Schade, dass die Mongolen dort für ungebildete Ethnoexoten-herhalten müssen-als Minderheit in eigenem Land degradiert und ohne chinesisch zu können nicht als Mensch anerkannt. Nach dem man den Mongolen Land und Reichtümer genommen hat- kann man natürlich sich leisetn herabsehend zu kokketieren. China-propopaganda