Mañana al Mar

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Am Strand von Barcelona

Jeden Morgen zieht es die 76-jährige Paulina Ubiedo Pardo an den Strand von Barcelona, ganz gleich, ob es tiefster Winter ist oder Sommer. Im Meer schwimmend vergisst sie all ihre Gebrechen und Beschwerden und fühlt sich frei, wenn sie mit kräftiger Stimme kubanische Boleros singt. Doch sie ist nicht die einzige Seniorin, die den unwirtlichen Strand Barcelonas im eiskalten Winter 2005 besucht. Da ist beispielsweise noch José Boadas, der bereits 87 Jahre zählt und trotz seines fortgeschrittenen Alters noch jeden Tag joggt und es liebt, skurrile Geschichten und Begebenheiten zum Besten zu geben. Auch Antonio Martin, 83, kann der frostige Wind nicht davon abhalten, am Strand zu verweilen, wo der Masseur auf seinem selbst gebauten Thron meist vergeblich auf seine ebenfalls greisen Kundinnen wartet. Denn der Winter 2005 ist der kälteste seit 20 Jahren in Katalanien. Doch das kann die Alten nicht davon abhalten, sich Tag für Tag dort einzufinden. Wer weiß schon, ob es für sie ein „Mañana al Mar“ geben wird.
Ines Thomsens Beobachtungen am Strand der quicklebendigen katalanischen Metropole Barcelona sind voller Vitalität und durchzogen von einer leichten Melancholie, die stets daran gemahnt, dass für die sympathisch-skurrilen Protagonisten morgen schon alles vorbei sein kann.

Der Film basiert im Wesentlichen auf Thomsens 2002 produziertem Kurzfilm Cantando la Vida, in dem die Regisseurin von ihrer ersten Begegnung mit der bezaubernden Pauline und anderen Senioren am Strand berichtete. Mañana al Mar überzeugt und begeistert durch den ungewöhnlichen Blickwinkel auf eine faszinierende Stadt und ihre Bewohner, ist voller Poesie und Lebensweisheit und macht einfach Freude, ohne jemals die Vergänglichkeit auszuklammern oder zu beschönigen. Eine sanfte und zärtliche Liebeserklärung an ungewöhnliche Menschen.

Mañana al Mar

Jeden Morgen zieht es die 76-jährige Paulina Ubiedo Pardo an den Strand von Barcelona, ganz gleich, ob es tiefster Winter ist oder Sommer.
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