Die Fälscher (2007)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Tango zwischen Leben und Tod

Sally Sorowitsch (Karl Markovics) ist ein Gauner, wie er im Buche steht. Im Berlin der dreißiger Jahre genießt er sein Leben als ungekrönter König der Geldfälscher, bis er eines Tages von der Polizei verhaftet und ins KZ gesteckt wird. Dank seiner außerordentlichen Fähigkeiten mit Griffel und Pinsel gelingt es ihm, das Lager Mauthausen zu überstehen, indem er die Nazi-Bonzen nebst Ehegattin und den fein zu Recht gemachten Kinderchen porträtiert. Dann aber wird Sally ins Lager Sachsenhausen geschickt, und dort sind es abermals seine Fähigkeiten, die ihm das Überleben sichern. Auf Geheiß des Reichsführers SS hat die Lagerleitung eine gigantische Fälscherwerkstatt eingerichtet, um den Kriegsverlauf durch die Destabilisierung des britischen Pfund und des US-Dollar noch einmal entscheidend zu beeinflussen. Es ist das Jahr 1943, längst hat sich das Kriegsglück an allen Fronten gegen das Deutsche Reich gewendet, so dass die Reichsführung einige Hoffnungen in den Krieg der Scheine setzt. Und es ist ausgerechnet der Obersturmbannführer Herzog (Devid Striesow), der das Unternehmen leitet – jener Kommissar, der Sorowitsch 1936 verhaftete. Dank Sorowitschs Fähigkeiten gelingt schließlich die Aktion, und die britischen Pfundnoten geraten so perfekt, dass selbst die Bank of England die Echtheit der Blüten garantiert. Durch den Coups genießen die Fälscher fortan skurrile Privilegien wie etwa Unterhaltungsmusik und eine Tichtennisplatte. Dann aber soll der US-Dollar ebenfalls gefälscht werden, denn die Zeit drängt. Doch die illustre Fälschertruppe ist sich keinesfalls einig darüber, dass sie alles daran setzen müssen, das Lager zu überleben. Vor allem der kommunistische Drucker Adolf Burger (August Diehl) versucht die Fälschungen zu sabotieren. Sorowitsch, der Pragmatiker und Lebemann gerät zwischen die Fronten des moralischen Konflikts, denn einerseits weiß er, dass Burger Recht hat, andererseits aber trägt er nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für seine Leute. Und als die Zeit knapp wird, erhöht Herzog langsam den Druck und beginnt die Fälscher gegeneinander auszuspielen.

Der Film Die Fälscher war bereits im Vorfeld der Berlinale mit großen Erwartungen ins Rennen um den Goldenen Bären gegangen, und das nicht nur deswegen, weil er lediglich einer von zwei (zumindest teilweise) deutschen Produktionen im Wettbewerb ist. Über weite Strecken kann der Film fesseln und weiß nebenbei trotz aller Schwere des Themas zu unterhalten. Karl Markovics als Sally Sorowitsch und Devid Striesow als SS-Obersturmbannführer Friedrich Herzog spielen überzeugend und facettenreich, während August Diehl als moralische Instanz Adolf Burger merkwürdig blass bleibt, was umso mehr erstaunt, da es doch die Erinnerungen Burgers sind, auf denen Ruzowitzkys Drehbuch beruht.

Es sind vor allem jene Szenen, die von der Befreiung des Lagers erzählen, die unter die Haut gehen, denn zum ersten Mal werden die Fälscher hier unmittelbar mit der grausamen Wirklichkeit des Lagerlebens konfrontiert. Als die anderen Mithäftlinge im KZ in den abgeschotteten Bereich des Lagers eindringen, in dem sich die Blütenwerkstatt und die Baracken des Fälscherteams befinden, sind sie davon überzeugt, als Häftlinge verkleidete SS-Männer vor sich zu haben, so gut genährt und gesund wirken die Spezialisten. In diesen Bildern wird der moralische Konflikt, das Dilemma, in dem sich Sorowitsch und seine Männer befinden, mit solcher Wucht sicht- und spürbar, dass man sich dem als Zuschauer kaum entziehen kann. Und wenn Sorowitsch am Ende des Films im Casino von Monte Carlo beim Roulettespiel zu gewinnen droht, spielt er so lange weiter, bis er schließlich alles wieder verloren hat. Denn er weiß, dass sein Überleben schon Glück genug war und dass man das Schicksal nicht herausfordern darf. Und so tanzt er zum Schluss mit einer unbekannten Schönen einen Tango am Meer – ein Mann, der soeben die Hölle des KZs hinter sich gelassen hat und der bereit ist, jeden Preis für sein Überleben zu zahlen – und seien es nur Blüten.
 

Die Fälscher (2007)

Sally Sorowitsch (Karl Markovics) ist ein Gauner, wie er im Buche steht. Im Berlin der dreißiger Jahre genießt er sein Leben als ungekrönter König der Geldfälscher, bis er eines Tages von der Polizei verhaftet und ins KZ gesteckt wird.

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Meinungen

die Fälscher -fan · 23.03.2007

was für ein hammer film .War auf der premiere total begeistert !!Sehr gute Kameraführung und Leistung der Schauspieler !Einfach ein muss für jeden Deutschen auch wegen des Kulturhintergrundes. Schade,dass sich der Film nicht auf der Berlinale durchsetzen konnte!