Bordertown

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Berlinale Wettbewerb

Mit Jennifer Lopez, kurz J-Lo, eroberte heute erneut ein Star aus den USA mit hohem Glamour-Faktor die Bühne des Wettbewerbs in einem Thriller, der vor einem aktuellen und realen Hintergrund abspielt. Der Handlungsort von Bordertown ist, wie der Titel es bereits nahe legt, die kleine mexikanische Grenzstadt Juárez, die von einer Vergewaltigungs- und Mordserie gigantischen Ausmaßes erschüttert wird. Hier finden Hunderte von mexikanischen Billiglohnarbeiterinnen aus den "maquiladores", in denen Produkte für den reichen Nachbarn im Norden gefertigt werden, den Tod, ohne dass die Fabriken Maßnahmen zum Schutz der Arbeiterinnen ergreifen. Die junge Reporterin Lauren Adrian (Jennifer Lopez) aus Chicago wird von ihrem Boss (Martin Sheen) nach Juárez geschickt, um die Hintergründe der gigantischen Mordserie zu untersuchen. Lauren ist von dem Auftrag wenig begeistert, denn in Juárez wohnt ihr früherer Liebhaber Diaz (Antonio Banderas), der die dortige Zeitung leitet – doch das hindert die ehrgeizige Reporterin nicht, ihn um Hilfe zu bitten. Als eines der Opfer, die gerade 16 Jahre alte Eva (Maya Zapata) einen Mordversuch überlebt, nimmt sich Lauren der jungen Frau an und gewinnt langsam das Vertrauen der Traumatisierten. Bei den anschließenden Recherchen stoßen Lauren und Diaz auf zahlreiche Missstände auf beiden Seiten der Grenze, doch zugleich nimmt der politische Druck zu, denn die NAFTA, die Freihandelszone, durch die die Billiglohnfabriken überhaupt erst entstehen konnten, hat mächtige Förderer. Um den Hintergründen für die Mordserie auf die Spur zu kommen, lässt sich Lauren schließlich selbst eine der Fabriken einschleusen und begibt sich damit in höchste Lebensgefahr…
Bordertown beruht auf wahren Hintergründen, denn in den beiden Grenzstädten Juárez und Chihuahua wurde seit 1993 mehr als 400 junge mexikanische Frauen ermordet, weitere 400 gelten bis heute als vermisst. Und es gibt Stimmen, die von einer noch größeren Dunkelziffer an Todesopfern sprechen. Es gibt Indizien dafür, dass diese Region junge Frauen nicht nur in den Fabriken ausbeutet, sondern dass sich hier ein regelrechter "Mordtourismus" entwickelt hat, da sich hier sowieso niemand um die Arbeiterinnen kümmert – ein brisantes Thema also, dass sich Gregory Nava für seinen Thriller ausgesucht hat. Umso bedauerlicher ist es, dass der Film vor Klischees, logischen Löchern und banalen Dialogen nur so strotzt. Nur selten hat man das Gefühl, dass es hier ein Regisseur ernst meint mit seinem Thema, zu sehr orientiert sich der Film an den gängigen Plotmustern und Figurenkonstellationen, von einer peinlichen Liebesgeschichte mal ganz abgesehen.

Und so ist Bordertown lediglich ein 08/15-Thriller, der an einigen Stellen an der Grenze zur Peinlichkeit balanciert und ein eigentlich interessantes Thema glatt verschenkt. Und dies ist umso ärgerlicher, da die Mütter der Opfer von Juárez und Chihuahua noch heute auf die Aufklärung der Verbrechen warten.

Bordertown

Mit Jennifer Lopez, kurz J-Lo, eroberte heute erneut ein Star aus den USA mit hohem Glamour-Faktor die Bühne des Wettbewerbs in einem Thriller, der vor einem aktuellen und realen Hintergrund abspielt.
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Meinungen

Maggie · 04.07.2007

Was soll der Film? Unterhalten oder ein politisches Anliegen rüberbringen? Beides geht wohl schlecht. Ich war einfach nur geschockt und völlig fertig, als ich das Kino verließ.