Ballets Russes

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Porträt der Pioniere des modernen Balletts

Der klassische Tanz als Kunstform zeichnet sich durch seine Erhabenheit aus, mit welcher er die Welt, ihre Protagonisten sowie deren Geschichten und Gemütszustände repräsentiert. Doch hinter den Kulissen eines Balletts existiert auch die Sphäre harter Realitäten, innerhalb welcher es bei Zeiten ganz und gar nicht erhaben zugeht. Dort gibt es das Ensemble, die durch strenge Disziplin und oftmals große Entbehrungen geprägte Arbeit der Tänzerinnen und Tänzer sowie ihre persönlichen Schicksale, die Impresarios, Choreographen und Produzenten, Kooperation und Rivalitäten, Enttäuschungen und Erfolg, Ruhm und Nöte. Und genau diesen Blick eröffnet die Dokumentation Ballets Russes unter der Regie von Daniel Geller und Dayna Goldfine, die ein Porträt eines der berühmtesten Ensembles der Tanzgeschichte darstellt.
Die Geschichte dieses Ensembles, das sich aus Tänzerinnen und Tänzern der Kaiserlichen Ballettschule von Sankt Petersburg formiert, beginnt mit dem Visionär und Impresario, Kunstkritiker und Kurator Sergei Pawlowitsch Djagilew, der diese Truppe im Jahre 1909 nach Paris bringt, wo sie unter dem von nun an bedeutenden Namen „Ballets Russes“ wunderbare Inszenierungen des Choreographen Michail Fokin tanzt. Djagilew lässt sich von der Avantgarde der Maler, Komponisten und Tänzer seiner Epoche inspirieren und revolutioniert mit seiner höchst modernen Form der Aufführungen die Welt des klassischen Tanzes. Die prächtig-bunten Bühnenbilder, die mit ihm ihren Eingang zu diesem Terrain finden, werden von hervorragenden russischen Künstlern wie Lew Samoilowitsch Bakst oder und Alexander Nikolajewitsch Benua entworfen und bezaubern einerseits das Publikum durch ihre märchenhaft anmutenden visuellen Reize, provozieren jedoch auch Stimmen der Kritik und Empörung angesichts derartiger ungewohnter Innovationen.

Aufsehen erregend sind die Aufführungen des Ensembles, zu dem sich im Laufe der Zeit weitere russische Tänzer gesellen, allemal, doch stellt sich nicht immer auch ein finanzieller Erfolg ein, so dass das Fortbestehen des Balletts manchmal ungewiss erscheint, trotz einiger wohlwollender Mäzene. Auch politische Katastrophen wie der Erste Weltkrieg und die folgenden Revolutionen in Russland prägen das Schicksal des Ballets Russes, das schließlich zunächst in Paris verbleibt und sich später in Monte Carlo niederlässt, wo heute ein Denkmal des berühmten Impresarios zu bewundern ist, der 1929 in Venedig stirbt.

Für Liebhaber des klassischen Tanzes wird sich der Kinobesuch des Films Ballets Russes unbedingt lohnen, um Einblicke in die Hintergründe und Wendungen der Geschichte dieses unvergessenen Ensembles und seiner unruhigen Zeiten zu gewinnen, wobei der künstlerische Genuss dabei wohl eher nicht im Vordergrund stehen dürfte, sondern das Vergnügen an internen Informationen, Interviews mit den Ballett-Größen und kleine Anekdoten, die das Charisma der Tanz-Persönlichkeiten jener Tage widerspiegeln.

Ballets Russes

Der klassische Tanz als Kunstform zeichnet sich durch seine Erhabenheit aus, mit welcher er die Welt, ihre Protagonisten sowie deren Geschichten und Gemütszustände repräsentiert.
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