Video Kings

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine Trashkomödie zwischen Kult und Schrott

Der Vorzeige-Proll Hotte (Wotan Wilke Möhring) und der ewige Loser Flo (Fabian Busch) sind Kumpels und arbeiten gemeinsam in einer schlecht laufenden Videothek im Berliner Bezirk Neukölln. Ein ganz klein wenig wirken die beiden fast wie die zwei Ladenhüter aus Kevin Smiths Clerks, denn auch sie sind an der Misere des Geschäfts nicht ganz schuldlos. Ahnungslos, chaotisch und beschämend faul treiben sie die schmuddelige Video-Bude dem sicheren Ruin entgegen. Doch immer wenn man denkt, es könne gar nicht schlimmer kommen, geschieht natürlich genau das – es wird schlimmer und schlimmer und schlimmer. Vor allem Flo muss hier einiges erleiden: Chronisch pleite und vom Finanzamt gejagt, erfährt er zu Beginn des Films von der angeblichen Vaterschaft für das noch ungeborene Kind seiner Ex und entblödet sich nicht, alkoholgeschwängerte Geständnisse mit der Kamera aufzunehmen, was weit reichende Folgen hat. Und dann ist da noch die Stöhnkönigin Ramona (Monica Nancy Wick), die nebenan arbeitet und in die sich Flo unsterblich verliebt. Klar, dass am Ende dann doch alles irgendwie gut wird, doch der Weg zum Happy End ist steinig und gefährlich…
Die Macher von Video Kings bezeichnen ihren Film als „sympathische Screwball-Komödie“ mit skurriler „Neuköllner Straßenpflasterromantik“, was man der Low-Budget Produktion allerdings nur in wenigen Momenten anmerkt, denn zumeist ist vom subtilen Witz und den geschliffenen Dialogen einer Screwball Comedy nur wenig zu spüren, zu häufig überwiegt der gröbere Humor, der sich gerne mal um die Themen schlechte Frisuren, Sex, Saufen und Filme, Filme, Filme dreht. Die Verwandtschaft mit Clerks, die man anfänglich zu entdecken glaubt, weicht schnell der Erkenntnis, dass sich Video Kings eher mit deutschen Komödien wie Kebab Connection oder Bang Boom Bang vergleichen lässt, zumal die angekündigte Starbesetzung vor allem altbekannte Gesichter wie Til Schweiger, Fabian Busch, Wotan Wilke Möhring, Bela B und das Komiker-Duo Badesalz abfeiert, die man allesamt schon um Längen besser gesehen hat – Trash hin oder her…

Der Film und seine zweifellos engagierten Macher sind angetreten um zu beweisen, dass man nicht automatisch viel Geld benötigt, um einen guten Film zu machen. Allerdings reift mit zunehmender Dauer des Streifens auch die Erkenntnis, dass ein begrenztes Budget im Umkehrschluss nicht zwangsläufig zu einem guten Endergebnis führt, sondern manchmal eben nur zu haarsträubendem Klamauk, der in seinen besseren Momenten immerhin einige unerwartete Lacher bereit hält. Ob das allerdings zur Kategorie „Kultfilm“ ausreicht, wie die Macher von Video Kings hoffen, sei dahingestellt – eine Auszeichnung als „unnötigster Film des Jahres“ hingegen erscheint durchaus im Bereich des Möglichen. Wem’s gefällt…

Video Kings

Der Vorzeige-Proll Hotte (Wotan Wilke Möhring) und der ewige Loser Flo (Fabian Busch) sind Kumpels und arbeiten gemeinsam in einer schlecht laufenden Videothek im Berliner Bezirk Neukölln.
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Meinungen

Irina · 08.09.2007

Klar, Video Kings ist ein Low Budget-Film. Zwar ist er mit deutschen "Stars" hochkarätig besetzt, aber das hat ja nichts zu heißen. Denn in Low-Budget-Filmen dürfen ja ruhig STars mitspielen. ABer wie wäre es denn mal mit einem Film, dessen Ziel es nicht einfach ist, ein Low Budget-Film zu sein, sondern darüber hinaus geht. Weil ansonsten kommt nur so etwas raus wie "Viedeo Kings", was eher mit low quality als mit low budget in Verbindung gebracht werden dürfte.

Natalie · 06.09.2007

supi! Ein Film zum Schenkelklopfen mit Kultfilmpotenzial. Tolle Figuren, witzige Geschichte mit vielen liebevollen Details, so dass man auch beim Mehrfachgucken immer noch was Neues entdeckt.