Deichking

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Elvis lebt!

Es können die unterschiedlichsten Dinge sein, die es vermögen, den gemächlichen Alltag eines Mannes in der zweiten Lebenshälfte komplett aus den Fugen zu reißen – eine heftige Verliebtheit etwa, die Entdeckung des Rock ’n’ Roll oder die Sehnsucht nach einer größeren und weiteren Welt als der eigenen. Fiete Hansen (John Barron), Maler aus Passion und Bauer auf dem elterlichen Hof am Elbdeich aus Familientradition, trifft das Schicksal gleich dreifach, denn er verknallt sich in die süße Susi (Julia Köhn), macht die späte Bekanntschaft mit King Elvis Presley und kennt kein dringenderes Verlangen als nach Graceland zu pilgern. Dass Susi bereits von dem fiesen Geldsack Lothar Klotz (Lotto King Karl) beansprucht wird, lässt Fiete nicht verzweifeln, denn immer häufiger tauscht er seine schlichte ländliche Kluft gegen ein glamouröses Elvis-Kostüm und eifert mit der Gitarre seinem großen Idol nach, allem Entsetzen seiner Umgebung und einem versuchten Exorzismus durch Dorfpastor Tietje (Bela B. Felsenheimer) zum Trotz. Denn aus dem einstigen Muttersöhnchen ist ein Mann mit einer Mission geworden …
Hatte sich der Regisseur Michael Söth aus Elmshorn bereits 1995 mit Deichelvis fast gänzlich ohne Budget eine kleine, doch begeisterte Fangemeinde erobert, so stecken in der Neuinszenierung der Geschichte, die einst wegen fehlender Urheberrechte an Archiv-Material über Elvis dem öffentlichen Raum entzogen wurde, immerhin bereits beinahe 60.000 Euro, und neben Musiker und Akteur John Barron, der bereits in der ersten Version den Fiete Hansen spielte, wartet die unabhängige Produktion Deichking nun mit einer ganzen Riege lokaler Prominenz auf, die das norddeutsche Ambiente treffsicher verkörpert: Sänger und Stadionsprecher Lotto King Karl, Ärzte-Gitarrist Bela B., Klaus Büchner von Torfrock, Fischmarkt-Original „Aale-Dieter“ Bruhn, Beatclubberin Uschi Nerke und nicht zuletzt die Hip-Hop-Crew Fettes Brot. Die unkonventionelle Finanzierung des Projekts, die sich trotz einigen Wohlwollens in einschlägigen Kreisen konkret recht zäh gestaltete, setzte sich beispielsweise aus Zuwendungen der Elvis-Presley-Gesellschaft, von gewogenen Kleinunternehmen sowie Einzelpersonen zusammen. Fans und Freunde des Filmteams konnten sich mit einem Obolus ab 75 Euro beteiligen und damit das Recht auf eine DVD des Films und ein „Deichelvis-Shirt“ erwerben, inklusive namentlicher Erwähnung im Abspann, ganz nach dem ländlichen Motto, dass Kleinvieh eben auch Mist macht.

Das langjährige, hartnäckige Engagement von Filmemacher Michael Söth und Darsteller John Barron, die gemeinsam in Elmshorn zur Schule gingen, hat sich schon jetzt unbedingt gelohnt, denn Deichking wird nicht nur wie sein Vorläufer Deichelvis in wenigen Programmkinos zu sehen sein, sondern unter anderem auch in einigen UCI-Komplexen in ganz Deutschland. Regional in Norddeutschland wird der heitere Klamauk mit lakonischer, mitunter rührender Alltagsweisheit ganz bestimmt seine Fans finden, und es wird sich zeigen müssen, ob Angehörige des landwirtschaftlichen Milieus ihren Berufsstand als angemessen karikiert empfinden, doch Elvis-Anhänger werden sicherlich begeistert sein.

Deichking

Es können die unterschiedlichsten Dinge sein, die es vermögen, den gemächlichen Alltag eines Mannes in der zweiten Lebenshälfte komplett aus den Fugen zu reißen.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Kai Wartenberg · 02.11.2007

Der Film ist einfach klasse. Norddeutsch, einfach und gut.

Soviel Spaß hatte ich im Kino lange nicht.

Sehr empfehlenswert.

Horst Lehmitz · 11.10.2007

Ein köstliches Filmereignis das mann/frau unbedingt ansehen sollte!
Wer Eine Misching aus Comedy/Rock`nRoll und einer Norddeutschen Mundart liebt der erlebt 90 Minuten Feuerwerk der besonderen ART!

Peter Müller · 21.09.2007

Geiles Teil. Ich war im UCI und habe mir fast inne Büx gemacht vor lachen. Super Witze, geile Story,. Mein Tip hin gehen. Ich gehe auch nochmal.