Close Up Kurdistan

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Die Krisenregion im Fokus politischer und persönlicher Geschichte(n)

Es ist eine Rückkehr zu den Orten seiner Kindheit, die der in Deutschland lebende und aus der Region Türkisch-Kurdistan stammende Regisseur Yüksel Yavuz in seiner sehr persönlich gehaltenen Dokumentation unternimmt. Close Up Kurdistan ist genau das, was der Titel ankündigt: Eine Nahaufnahme der Region (Nord-) Kurdistans, die in dem endlos schwelenden türkisch-kurdischen Konflikt mittlerweile zu einer militärischen Besatzungszone geworden ist, wie Yavuz erschüttert dokumentiert. Doch der Filmemacher, dessen Muttersprache Kurdisch ist und der mit der Einschulung in türkische Internatsschulen wie die meisten seiner Altersgenossen an die kemalistische Staatsideologie angepasst werden sollte, bevor er mit 16 Jahren nach Deutschland kam, begegnet auf seiner Reise nicht nur Verwandten und alten Freunden, sondern ebenso weiteren interessanten Persönlichkeiten, deren unterschiedliche Lebenswege eng mit der Geschichte Kurdistans verknüpft sind.
Da ist der renommierte türkische Wissenschaftler İsmail Beşikiçi, der sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte und Gegenwart der Kurden beschäftigt, was ihm etliche Inhaftierungen und andere Repressalien der Regierung eingebracht hat. Abdulkadir Aygan lebt heute im schwedischen Exil, doch zuvor gehörte er der kurdischen Guerilla an, wurde gefasst und schließlich Mitglied einer berüchtigten kleinen Einheit des türkischen Militärs, die für die Ermordung einiger kurdischer Oppositioneller verantwortlich gemacht wird, bis er sich letztlich zu diesen Aktionen öffentlich bekennt und damit sein Leben in Gefahr ist. Uli Çekdar, der heute in Berlin lebt, war einer von zwanzig Deutschen, die sich aus politischer Überzeugung einst für eine Weile den Widerständigen in Kurdistan angeschlossen haben. Das Schicksal und die Überzeugungen dieser und weiterer Menschen, die die nach wie vor brisante und leidvolle Situation der Kurden geprägt hat und noch immer berührt, finden Raum und Gehör in der engagierten Dokumentation, die bisweilen einem durchaus polemischen Manifest gleichkommt und zudem die Anklage der gezielten Vernichtung kurdischer Menschen und ihrer Kultur enthält – politisches Kino mit brennender Aktualität vor dem Hintergrund persönlicher Motivation und Lebensgeschichte.

Close Up Kurdistan

Es ist eine Rückkehr zu den Orten seiner Kindheit, die der in Deutschland lebende und aus der Region Türkisch-Kurdistan stammende Regisseur Yüksel Yavuz in seiner sehr persönlich gehaltenen Dokumentation unternimmt.
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Meinungen

Atilla · 17.12.2007

Das nenne ich "den wahren Widerstand". Besser als hier in Deutschland zu randalieren. Die Randalen haben dem kurdischen Freiheitskampf sehr geschadet. Dieser Film nicht...