Der lange Weg ans Licht

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Schwangere, aufgepasst!

Wer demnächst ein Kind erwartet, für den ist Der lange Weg ans Licht von Douglas Wolfsperger genau der richtige Film. Denn der 49-jährige deutsche Dokumentarfilmer, selbst Vater dreier Töchter, nimmt das Thema Geburt gründlich unter die Lupe. Im Mittelpunkt seines Dokumentarfilms steht die Hebamme Edeltraut Hertel, die seit zwanzig Jahren ihren Beruf in Meerane, einer ostdeutschen Kleinstadt bei Chemnitz, leidenschaftlich ausübt.
Zuerst treffen wir auf Edeltraut Hertel in Tansania, wo sie noch vor dem Fall der Mauer Geburtshilfe unterrichtet und praktiziert hat. Noch heute hat sie ein herzliches Verhältnis zu den Menschen dort und kehrt immer wieder zurück. Der Film pendelt zwischen Afrika und Deutschland hin und her und vergleicht nicht zuletzt die so unterschiedlichen Geburtspraktiken beider Länder. Wir bekommen sehr private, intime Bilder zu sehen. Das Faszinierendste ist, eine Geburt miterleben zu können: Einmal in Tansania, wo die Frau von vielen Leuten umlagert stillschweigend ihr Baby zur Welt bringt, denn Schreien ist in ihrem Kulturkreis verpönt. Und ein anderes Mal in Deutschland, wo eine Frau per Wassergeburt laut schreiend entbindet.

Die meiste Zeit spielt sich der Film in Meerane ab, in tiefster sächsischer Provinz. Nachwuchs ist in dem kleinen Städtchen selten geworden. Das Thema Geburt scheint jedoch so wichtig wie nie zuvor zu sein. Doch man muss nicht extra nach Meerane reisen, um zu erfahren, dass Klinikärzte und Geburtshaus-Hebammen verschiedene Meinungen zu eben diesem Thema haben. Da ist einerseits die Sicherheit und die Technik in der Klinik und anderseits der Wohlfühlfaktor und die angenehme Atmosphäre im Geburtshaus. Faktoren, die jede Frau in unserer heutigen modernen Gesellschaft abwägen und am Ende für sich allein entscheiden muss.

Douglas Wolfsperger hat sich ungewöhnliche Protagonisten für seinen Film ausgesucht, der gleichzeitig auch Porträt einer vom Aussterben bedrohenden Kleinstadt und seiner Einwohner ist: Da sind die beiden witzelnden Oberärzte, immer einen schnellen, lustigen Spruch auf der Lippe, und das konsequent in tiefster sächsischer Mundart. Oder der Uhrensammler, dessen Mutter einmal als Hebamme gearbeitet hat. Sie alle versprühen einen eigenwilligen Humor, den man selten in einem Dokumentarfilm findet. Es ist ein augenzwinkernder Beitrag zur Diskussion um die Gebärfreudigkeit in der heutigen Gesellschaft.

Die Idee zu dem Film kam Wolfsberger als er zum zweiten Mal Vater wurde. Für ihn sei es an der Zeit gewesen, eine filmische Reise in die Welt der Geburten und Hebammen zu machen, mit denen er damals zu tun hatte. Nur durch Zufall hat es ihn nach Meerane verschlagen und über das Internet hat er seine wichtigste Protagonistin Edeltraut Hertel gefunden. Die Musik zum Film schrieb der mit dem Deutschen Filmpreis für Wer früher stirbt, ist länger tot (2007) ausgezeichnete Komponist Gerd Baumann. Igor Luther (Die Blechtrommel, Regie: Volker Schlöndorff) zeichnet für die in Cinemascope gedrehten Bilder verantwortlich.

Douglas Wolfsperger drehte 1985 mit Lebe kreuz und sterbe quer seinen ersten eigenen Spielfilm. Seit Anfang der 90er Jahre hat er zahlreiche Dokumentationen und Porträts für den SWF und WDR gedreht. 2002 sorgte Wolfsperger mit seinem Kino-Dokumentarfilm Bellaria auf vielen internationalen Festivals für Furore und wurde unter anderem mit dem Bayerischen Filmpreis, dem Ernst-Lubitsch-Preis der deutschen Filmkritik und The Gold Plaque For Best Documentary in Chicago ausgezeichnet.

Der lange Weg ans Licht

Wer demnächst ein Kind erwartet, für den ist Der lange Weg ans Licht von Douglas Wolfsperger genau der richtige Film. Denn der 49-jährige deutsche Dokumentarfilmer, selbst Vater dreier Töchter, nimmt das Thema Geburt gründlich unter die Lupe.
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Meinungen

Sören aus Kassel · 03.01.2009

Er ist jetzt bei Amazon gelistet und dort für 10 Euro zu haben.

martin · 18.06.2008

ja, erstaunlich, dass man nichts findet. ist der film nicht auf dvd zu haben?

Patrick · 29.04.2008

Würde gerne den Film mal sehen...weiss jmd wann oder ob der auf DvD rauskommt?