Freischwimmer (2007)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine trügerische Kleinstadtidylle

Es ist eine Postkartenidylle, ein Städtchen wie aus einer Modelleisenbahnlandschaft, in die uns Andreas Kleinert in seinem neuen Kinofilm – dem ersten seit einiger Zeit – entführt. Und wie sich im Laufe des Films zeigen wird, lauern hinter den mit Schiefer verkleideten Passagen des kleinen Ortes zahlreiche Abgründe und die Assoziationen an eine Landschaft wie aus dem Diorama einer Modelleisenbahn sind keineswegs zufällig, sondern vielmehr beabsichtigt.

Rico Bartsch (Frederick Lau) ist fünfzehn Jahre alt und ein echter Außenseiter an seiner Schule. Unsportlich, wenig ansehnlich und zudem durch seine Schwerhörigkeit beeinträchtigt hat er keine Chancen bei den Mädchen seiner Schule. Und schon gar nicht bei Regine (Alice Dwyer), in die er seit langem verliebt ist. Nach einer demütigenden Niederlage beim Schwimmunterricht, den der Sportlehrer Richard Sammer (Devid Striesow) – pikanterweise der neue Freund von Ricos Mutter (Dagmar Manzel) – leitet, stirbt Robert, ein Klassenkamerad des Jungen an einem Gebäckstück, das eigentlich für Rico bestimmt war. Doch wer hat es auf den scheuen, zurückgezogenen Jungen abgesehen?

In seiner Not sucht Rico Halt bei seinem Deutschlehrer Martin Wegner (August Diehl), der wie der Junge ein Außenseiter und ziemlich seltsamer Kauz ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine vertrauensvolle Beziehung, die immer enger wird, bis Rico eines Tages feststellen muss, dass Martin einige recht seltsame Angewohnheiten und Ansichten hat. Und als der Junge entdeckt, dass sein Lehrer in seinem riesigen gespentischen Haus alle Schüler aus Ricos Klasse nachgebildet hat, schwant ihm, was sein Lehrer wirklich plant.

Ein böses Märchen nennt Andreas Kleinert seinen Film, doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Rabenschwarze Komödie, Psychothriller, Kleinstadtsatire, Coming-of-Age-Drama und nicht zuletzt ein zutiefst surreales Werk ist Freischwimmer. Leider ist der Film von all dem ein wenig und schafft es nur selten, dass dieses Sammelsurium aus Stimmungen wie aus einem Guss erscheint. Und angesichts der vielen Wendungen, die der Film immer wieder nimmt, der zahlreichen falschen Fährten, die er legt, ist man dazu geneigt, schnell den Faden und das Interesse zu verlieren. An Frederick Lau, der unlängst in Die Welle in einer ganz ähnlichen Rolle zu sehen war, liegt das nicht, eher schon an Devid Striesow, der in seiner Rolle als kerniger Sportlehrer knarzt und schleimt wie einst als KZ-Wärter in Die Fälscher. Auch August Diehl als fusselbärtiger und psychopathischer Pädagoge bleibt blass und kann der löchrigen Story kaum auf die Sprünge helfen, zumal ihm auf halbem Weg jegliche Motivation für sein Handeln abhanden gekommen ist.

Beeindruckend sind allerdings dann doch einige Szenen, besonders dann, wenn Kleinert mit sparsamem Licht und Unterwasserkamera seinem Protagonisten beim Sprung in die Fluten folgt. Hier entwickelt der Film eine beklemmende Atmosphäre, die – leider viel zu selten – fesselt und packt und die dem Namen der Schule – Rico besucht die Franz-Kafka-Schule – eine würdige Reminiszenz erweist.
 

Freischwimmer (2007)

Es ist eine Postkartenidylle, ein Städtchen wie aus einer Modelleisenbahnlandschaft, in die uns Andreas Kleinert in seinem neuen Kinofilm – dem ersten seit einiger Zeit – entführt.

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Meinungen

hallo · 25.05.2008

ich war im kino, und als der film zu ende war, haben alle gelacht.
der unausgesprochene gedanke eines jeden zuschauers war: und wofür genau jetzt die sechs euro??
ein adjektiv, das den film ganz gut beschreibt: krank.

josefine · 19.05.2008

unbedingt ansehen. mal etwas ganz anderes aus deutschen landen. allein schon die schauspieler ind ein gang ins kino wert, trotz guten wetters...

anonym · 19.05.2008

ich habe diesen film noch nicht gesehn ich hab mir den vorspann angesehn und das was ich gesehn habe war sehr gut

· 11.05.2008

Hammerfilm.
Endlich mal ein Film aus Germany, den man auch zweimal sehen will.
top!