Karo und der Liebe Gott

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mission: Heile Familie

Sich bei ganz besonders großer Verzweiflung an Gott zu wenden, ist nichts Ungewöhnliches. Wenn daraus allerdings eine ganz konkrete Kommunikation entsteht und der Allmächtige leibhaftig erscheint, ist das geradezu ein Wunder. Und ein solches braucht ein kleines Mädchen auch ganz dringend, das sich nichts stärker wünscht, als dass ihre offensichtlich unwiederbringlich getrennten Eltern wieder in der gewohnten und geliebten Familienwelt zusammenkommen, deren Verlust so unverständlich wie schmerzhaft für die Kleine ist.
Wunderschön sollte er werden, der Tag von Karos (Resi Reiner) Erstkommunion, doch er gerät zum Vorboten der gewaltigen Katastrophe, dass ihre Eltern sich so arg entzweien, dass Karo mit ihrer Mutter Alice (Petra Morzé) fort von Papa Peter (Markus Gertken) in eine andere Wohnung zieht. Das Mädchen ist mit dieser neuen Situation absolut unglücklich und kennt fortan nur noch ein Ziel: Alles soll wieder so sein, wie es früher war, und so lautet auch der innige Wunsch, den sie an den Lieben Gott richtet, der immer einen guten Weg weist, wie der Pfarrer in der Kirche gepredigt hat. Doch die Ereignisse sprechen nicht dafür, dass Gott Karos Gebete erhört hat, denn bei ihrem Papa taucht bereits eine neue Frau am Horizont auf, so dass die Kleine mit dem Allmächtigen hadert und in ihr nutzloses Walkie-Talkie schimpft, dessen anderes Teil sie verloren hat. Und plötzlich erhält sie tatsächlich eine Antwort in Form einer grummeligen Männerstimme.

Wer ihn auf der Straße betrachtet, nimmt wohl einen gammeligen, alten und griesgrämigen Mann mit offensichtlichen Alkoholproblemen wahr, doch für Karo ist der neue Nachbar der Liebe Gott (Branko Samarovski), der ihr zwar überraschend grob, doch eindeutig geantwortet und bewiesen hat, wie mächtig er ist. Sträubt sich dieser zum Allerhöchsten Ernannte zunächst auch, wird er doch für Karo zu einem unverzichtbaren Freund, mit dem sie all ihren Kummer besprechen kann, auch wenn er keineswegs eine Wunscherfüllungsmaschine ist, wie sie es sich erhofft hat. Als dann auch noch im Leben der Mutter ein neuer Mann erscheint, sieht Karo ihre Mission der Wiedervereinigung ihrer Eltern nun gänzlich in Gefahr, und ausgerechnet jetzt muss der Liebe Gott ins Krankenhaus …

Der österreichische Kinderfilm Karo und der Liebe Gott von Danielle Proskar war international auf einigen Festivals zu sehen und erhielt dabei mehrere Auszeichnungen. Auf recht wienerisch-charmante und durchaus humorige Weise beschäftigt sich die Geschichte um ein kleines Mädchen in Nöten und einen unfreiwilligen Schmuddel-Gott mit dem Scheidungsthema, das in der heutigen Generation heranwachsender Kinder bereits eine meistens sehr traurige Selbstverständlichkeit geworden ist. Seit dem doppelten Lottchen von Erich Kästner, bei dem der Kindertraum von der wieder heilen Familie geradezu märchenhaft wahr wurde, haben sich zahlreiche Filmstoffe auf unterschiedlichste Art mit diesem Topos beschäftigt, wobei die Festlegung des glücklichen Endes auf die Wiederherstellung der immer noch als Nonplusultra glorifizierten Standard-Familie zunehmend bröckelt; ein Trend, den auch Karo und der Liebe Gott aufgreift, so viel sei verraten.

An neuen Wendungen oder Konstellationen hat der Film wenig zu bieten, und auch die Verkörprung Gottes als einer der Geringsten unter uns ist kein Novum, ebenso wie die zweifellos hartnäckig existierenden Stereotypen von idealen Bedingungen, die von der gesellschaftlichen Realität im Grunde zu keiner Zeit gespiegelt wurden. Sehr schön und für Kinder wohl durchaus verständlich ist jedoch die Entwicklung der niedlichen kleinen Hauptdarstellerin gestaltet, die schließlich in positive Veränderungen mündet, auch ohne dass ein Wunder geschieht, es sei denn der Effekt, der entsteht, wenn man seine Schwierigkeiten ausführlich und kontinuierlich mit einer wohlgesinnten Person diskutieren kann, wird bereits als solches bezeichnet.

Karo und der Liebe Gott

Sich bei ganz besonders großer Verzweiflung an Gott zu wenden, ist nichts Ungewöhnliches. Wenn daraus allerdings eine ganz konkrete Kommunikation entsteht und der Allmächtige leibhaftig erscheint, ist das geradezu ein Wunder.
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