Üc Maymum

Eine Filmkritik von Red.

Die weisen Affen

Mit dem türkischen Filmemacher Nuri Bilge Ceylan stellte gestern ein Regisseur seinen neuen Film im Wettbewerb des Festivals von Cannes vor, der schon seit Jahren zu den „Freunden des Festivals“ zählt, so Leiter Gilles Jacob. Schließlich liefen auch Ceylans vorherige Werke Iklimler (2006) und Uzak (2002) an der Croisette.
Ceylan zählt zu den wenigen Regisseuren, die sich konsequent dem Sog des Mainstreams und leichter Komödien, die das türkische Filmgeschäft beherrschen, entzieht. Im Mittelpunkt von Ceylans neuem Film Üc Maymum / Three Monkeys steht der Politiker Servet (Ercan Kesel), der nachts auf einer Landstraße am Steuer seines Autos einschläft und einen Menschen überfährt. Statt nun selber für seine Tat grade zu stehen, verdingt er seinen Chauffeur Eyüp (Yavuz Bingöl) dazu, die Schuld auf sich zu nehmen und eine neunmonatige Haftstrafe für ihn abzusitzen. Während Eyüp im Gefängnis schmort, beginnt Servet ein Verhältnis mit dessen Frau Hacer (Hatice Aslan), was wiederum deren Sohn Ismail (Ahmet Rifat Sungar) auf den Plan ruft. Als Eyüp wieder frei kommt, nimmt ein Drama um emotionale, sexuelle und finanzielle Abhängigkeiten, in dem alle Protagonisten gefangen sind, seinen Lauf.

Nuri Bilge Ceylan gilt als einer der großen Stilisten unter den kontemporären Autorenfilmern. Und es ist daher wenig verwunderlich, dass in den deutschsprachigen Kritiken vielfach die kunstvolle Bildgewalt seines Werkes im Fokus steht. So schreibt Dominik Kamalzadeh im Österrreichischen Standard: „Auf Dauer wirken diese kunstvoll ausgedehnten Situationen allerdings zunehmend monoton, und Ceylans stilisierte Ästhetik erdrückt die Bilder.“ Barabara Schweizerhof meint auf freiepresse.de hingegen: „Ceylan erzählt in hypnotischen Bildern, denen man wie gezwungen folgt, ohne im ersten Moment viel zu verstehen, die aber lange nachklingen.“ Auf spiegel.de zeigt sich Lars-Olav Beier von Üc Maymum / Three Monkeys angetan: „Vor allem die großartige Hauptdarstellerin Hatice Aslan als Eyüps Frau Hacer zieht den Zuschauer mitten in dieses packende Familiendrama hinein, in dem wenig geredet und viel verschwiegen wird.“ Tobias Kniebe sieht auf jetzt.de Parallelen zur aktuellen gesellschaftlichen Situation in der Türkei: „Ceylan deutet nicht einmal an, dass er hier auch von einer Erblast der verdrängten Schuld in der türkischen Gesellschaft spricht, aber diese Erkenntnis ist am Ende fast unvermeidlich.“

Die internationale Presse ist sich einig, dass Ceylan ein Meister der Bildkomposition ist, moniert aber die spärliche Handlung. Justin Chang von Variety attestiert dem Film „wunderbar durchkomponierte Bilder“ doch trotzdem biete Üc Maymum / Three Monkeys wenig nachhaltiges. Auf screendaily.com hingegen bezeichnet Jonathan Romney den Film als „außergewöhnlich“, meint jedoch, dass eine etwas straffere Handlung ihn fast „perfekt“ machen würde. Michael Phillips vom Chicago Tribune glaubt einen Film gesehen zu haben, der eine „Kunstfertigkeit an den Tag legt, die im modernen Kino selten geworden ist.“

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Mit dem türkischen Filmemacher Nuri Bilge Ceylan stellte gestern ein Regisseur seinen neuen Film im Wettbewerb des Festivals von Cannes vor, der schon seit Jahren zu den „Freunden des Festivals“ zählt, so Leiter Gilles Jacob.
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