Adoration - Cannes 2008

Eine Filmkritik von Red.

Komplex und kryptisch

Nach einem kurzen Ausflug in die Nähe des Mainstreams mit Where The Truth Lies (2006), präsentierte der wohl angesehenste Verteter des unabhängigen kanadische Kinos Atom Egoyan mit Adoration seinen neuen Film im Wettbewerb des Festivals von Cannes.
Adoration erzählt von dem Teenager Simon (Devon Bostick), der angespornt von seiner Lehrerin, einen Aufsatz ins Web stellt, in dem er behauptet sein arabischer Vater habe, als seine Mutter mit ihm schwanger war und nach Israel reisen wollte, eine Bombe im Koffer seiner Frau versteckt. Glücklicherweise wurde die Bombe entdeckt und niemand verletzt. Die Veröffentlichung im Web löste eine Flut an Reaktionen aus, Hass, Mitgefühl, Unverständnis, die Simon kaum bewältigen oder verarbeiten kann. Doch Egoyan wäre nicht Egoyan, wenn er sich in seinem Film nur auf die Wirkung des World Wide Web beschränken würde. Adoration ist auch eine komplexe Coming Of Age Story, die Themen wie Religiosität und kulturelle Identität im Gefüge ihres Plots verwebt.

Auf arte.tv meint Nana A.T. Rebhan: „Egoyan versteht es gekonnt, den Zuschauer immer tiefer in seine komplexe Geschichte einzubinden. Er löst zwar das Rätsel der Geschichte immer mehr, wirft aber gleichzeitig auch viele Fragen auf, die zum Nachdenken anregen.“ Michael Althen von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hingegen kann dem Film nur wenig abgewinnen und betrachtet ihn als ein „verwirrend steriles Erzählspiel um Schuld und Vergebung“. Auch Lars-Olav Beier teilt auf spiegel.de diese Meinung. Die Erzählweise sei „ungeheuer verdreht“ und führe schließlich dazu, dass „einen Egoyans mit allen dramatischen Schikanen gewürzte Geschichte reichlich unberührt lässt.“ Bernd Teichmann zeigt sich dagegen eben von der Komplexität des Films auf stern.de beeindruckt: „Erneut erweist sich Egoyan als versierter Stilist: Er kommt uns nicht schlicht linear, sondern legt seinen Plot komplex wie einen Rubik-Würfel an.“ Auch die internationale Presse teilt diese Auffassung, so beispielsweise Justin Chang von Variety, der Adoration als ein „faszinierendes Durcheinander“ beschreibt, in dem Egoyan mit „provokanten Idee“ glänze. Howard Feinstein von Screen Daily lobt die Eleganz, mit der Egoyan zwischen seinen unterschiedlichen Subplots wechselt, doch sei die Story letztendlich „zu dünn, unnötig kompliziert und kryptisch“.

Adoration - Cannes 2008

Nach einem kurzen Ausflug in die Nähe des Mainstreams mit Where The Truth Lies (2006), präsentierte der wohl angesehenste Verteter des unabhängigen kanadische Kinos Atom Egoyan mit Adoration seinen neuen Film im Wettbewerb des Festivals von Cannes.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen