The Chaser

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Jäger und Gejagter

Die glitzernden Neonreklamen der südkoreanischen Kapitale Seoul bilden den Hintergrund für einen Thriller, der trotz der Tatsache, dass er das Debüt des jungen Regisseurs Na Hong-Jin ist, durch Tempo, faszinierende Bilder und einen gnadenlosen Blick auf die Anonymität der Großstädte fasziniert.
In früheren – man möchte beinahe sagen in besseren – Tagen war Joong-Ho (Kim Yun-Seok) ein Cop. Doch das ist nun vorbei, der zynische und abgebrühte Mann, den seine Schützlinge nur „Dreckskerl“ nennen, betreibt mittlerweile eine Callgirl-Agentur. Ein gefährliches Geschäft, denn in Seoul sind die Mädchen Freiwild, so dass Joong-Ho sie immer wieder aus unangenehmen und gefährlichen Situationen befreien muss. Doch nicht immer gelingen diese Befreiungsaktionen, einige der Mädchen sind spurlos verschwunden und der Zuhälter vermutet, dass sie von einem Kunden weiterverkauft wurden. Als eines der Mädchen von einem Kunden zu einem Termin bestellt wird, schöpft Joong-Ho Verdacht und schärft dem Mädchen Mi-Jin (Seo Young-hee) ein, ihm die Adresse des Verdächtigen per SMS zuzusenden. Doch der Plan geht schief, Mi-jin hat keinen Empfang. Und kurz darauf macht sie eine grausige Entdeckung, die ihr verdeutlicht, dass sie in eine lebensgefährliche Falle getappt ist.

Was nun folgt, ist ein Martyrium, das Mi-Jin zwar schwer verletzt überlebt. Doch sie ist weiterhin in dem Verließ des sadistischen Kunden gefangen und droht an ihren Verletzungen zu sterben. Unterdessen hat Joong-Ho den Verdächtigen zwar ausgemacht und überwältigt. Doch damit beginnt die Jagd erst richtig.

Mehr über den Verlauf dieses rasend spannenden und nervenzerfetzenden Films zu verraten wäre eine Schande und würde das grausige Vergnügen an diesem Thriller sichtlich schmälern. Eines aber sei noch verraten: In dem Bild der koreanischen Gesellschaft, dass Na Hong-Jin zeichnet, ist das Böse allgegenwärtig und übermächtig und die Polizei ein Ausbund an Korruption, Unfähigkeit und Perfidie. Und als sich schließlich die Politik und die sensationsgeilen Medien in den Fall einschalten, wird deutlich, dass auch diese Institutionen längst nicht mehr so funktionieren, wie sie sollten.

Auch wenn es der Film an einigen wenigen Stellen dann doch mit den Themen, Motiven, Subplots und trickreichen Wendungen ein wenig übertreibt: The Chaser / Chugyeogja ist ein sehr sehenswerter, ein sensationeller Thriller für Zuschauer mit starken Nerven und die gelungene Talentprobe eines jungen Regisseurs, von dem man sich mit einigem Recht Ähnliches erwarten darf wie von seinem älteren Kollegen Park Chan-wook (Old Boy). Bei solchen Nachwuchsfilmen muss man sich jedenfalls um den jungen südkoreanischen Film keine Sorgen machen. Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn sich die Nachwuchsfilmer aus Fernost auch anderen Genres zuwenden würden. Das Können und die Fähigkeiten dazu haben sie allemal.

The Chaser

Die glitzernden Neonreklamen der südkoreanischen Kapitale Seoul bilden den Hintergrund für einen Thriller, der trotz der Tatsache, dass er das Debüt des jungen Regisseurs Na Hong-Jin ist, durch Tempo, faszinierende Bilder und einen gnadenlosen Blick auf die Anonymität der Großstädte fasziniert.
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