Das Mädchen aus Monaco (2007)

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Eine Dreiecksgeschichte der ironischen Art

Wenn ein Mann Angst vor Frauen hat und dies auch noch wortgewandt verdrängt, dann wird das nicht gut gehen. Gerade deshalb haben wir im geschützten Kinosessel ein teuflisches Vergnügen dabei, anderen beim langsamen, aber unwiderruflichen Kontrollverlust zuzusehen. Besonders, wenn eine Regisseurin wie Anne Fontaine das ernste Problem in eine Sommerkomödie von solch leichtfüßiger Eleganz verpackt, wie sie nur die Franzosen hinkriegen.

Schon in ihren früheren Filmen begeisterte Anne Fontaine mit Dreiecksbeziehungen der besonderen Art. In Eine Affäre zu dritt / Nettoyage à sec etwa geht es nicht nur um eine Frau zwischen zwei Männern. Die besondere Irritation entsteht durch die homoerotische Anziehung zwischen den beiden Konkurrenten. Ähnlich ist es in Das Mädchen aus Monaco – La fille de Monaco. Der entscheidende Unterschied besteht aber darin, dass die Regisseurin ihr fatal ineinander verstricktes Trio mit einem milden, leicht ironischen Blick betrachtet, den sie für gewisse Momente sogar ihren Hauptfiguren gönnt. Das ist eine altersweise und trotzdem spannende Variation eines ungewöhnlichen Themas.

Eine der schönsten Szenen spielt im Regen. Eine junge Frau verlässt mit wippenden Hüften ein schickes Hotel, steigt auf den davor geparkten Motorroller, ist in wenigen Sekunden klitschnass bis auf die Haut, winkt trotzdem fröhlich zurück und braust los. Auf der gebräunten Haut trägt sie ein weißes Minikleid, sündhaft winzig und unschuldig-mädchenhaft zugleich. Da weiß man: Um den seriösen Herrn, der ihr am Hoteleingang nachschaut, ist es geschehen. Diese Frau wird jeden Mann rumkriegen, aber sie verfolgt dabei ihren eigenen Weg und lässt sich von nichts aufhalten.

Bertrand (Fabrice Luchini) heißt der Mittfünfziger am Hoteleingang. Er ist ein Staranwalt, dem Wunder nachgesagt werden. Deshalb hat ihn ein schwerreicher Sohn aus gutem Hause nach Monaco gelockt, wo er dessen Mutter aus einem Mordprozess rauspauken soll. Der Mandant will dem Anwalt den Aufenthalt in dem Luxusparadies so angenehm wie möglich machen und stellt ihm sogar ungefragt einen Leibwächter (Roschdy Zem) zur Seite.

Während Bertrand im Gerichtssaal glänzt, erweist er sich bei den Frauen als Versager. Nicht, dass sie ihm nicht zu Füßen liegen würden. Aber wenn es zum Äußersten kommt, schützt er mangelnde „erotische Bereitschaft“ vor. Ja, der eloquente Herr drückt sich tatsächlich so aus, auch wenn es die im Negligé lockenden Damen kaum fassen können. Nur bei sexy Audrey (Louise Bourgoin) – der mit dem Roller – ist Bertrand chancenlos. Er wird einfach überrollt. Das Problem ist bloß, dass das dem Leibwächter nicht gefällt, der inzwischen mütterlich für ihn sorgt und früher auch mal was mit dem weiblichen Wirbelwind hatte.

Das ist großes Schauspielerkino. Fabrice Luchini war zwar in Cédric Klapischs So ist Paris in einer ähnlichen Rolle zu sehen: ein alternder Mann, der sich für ein junges Mädchen zum Affen macht. Aber den Bertrand spielt er mit noch mehr Nuancen. Vom ausgebufften Juristen über den bindungsgestörten Feigling bis zum kindlich staunenden großen Jungen nimmt man ihm alles ab. Glänzend aufgelegt ist auch Leibwächter Roschdy Zem, der dem Kontrollfreak humoristische Züge abgewinnt. Und die gelernte TV-Wetterfee Louise Bourgoin fegt in ihrem Kinodebüt mit Sturm und Drang durch das Beziehungsdreieck, das dadurch eine ungeahnte Dynamik entfaltet. Aber Eifersuchtsdrama hin oder her – wir sind hier in Monaco. Da ist das Leben einen Tick leichter als anderswo. Auch wenn es nicht gut geht.
 

Das Mädchen aus Monaco (2007)

Wenn ein Mann Angst vor Frauen hat und dies auch noch wortgewandt verdrängt, dann wird das nicht gut gehen. Gerade deshalb haben wir im geschützten Kinosessel ein teuflisches Vergnügen dabei, anderen beim langsamen, aber unwiderruflichen Kontrollverlust zuzusehen. Besonders, wenn eine Regisseurin wie Anne Fontaine das ernste Problem in eine Sommerkomödie von solch leichtfüßiger Eleganz verpackt, wie sie nur die Franzosen hinkriegen.

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Meinungen

jurvo · 06.07.2009

Im Vergleich mit andereren französischen Komödien eher flach. Mir fehlte hier der feinsinnige Humor; die Figuren werden übertrieben karikaturenhaft gezeichnet. Die Schlußpointe wirkt auch konstruiert und unlogisch. Schade drum.