I Can't Think Straight

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Lesbisches Traumpaar erobert erneut die Leinwand

Schauplatz Großbritannien, London: Tala, eine junge Frau aus der jordanischen Oberschicht, soll endlich unter die Haube gebracht werden. Drei Mal hat sie bereits ihre Hochzeit platzen lassen, aber nun sind sich die Eltern sicher, dass der Wedding Coup gelingt. Wenn da nicht die attraktive Leyla auf der Bühne erscheinen würde …
London ist ein Melting Point von unterschiedlichen Religionen, Kulturen, Nationen und Hautfarben. Glücklich können sich diejenigen schätzen, die sich um Geld und Ausbildung keine Sorgen machen müssen. Die selbstbewusste Tala (Lisa Ray) gehört zu diesen sorgenfreien Menschen, und ihr Freizeitleben besteht aus Tennis, Polo und Dates. Mr. Wright war bisher jedoch noch nicht dabei, und die konservativen Eltern, die aus der palästinensischen Oberklasse Jordaniens stammen, verzweifeln langsam an ihrer unentschlossenen Tochter. Als sie eines Tages Leyla (Sheetal Sheth) begegnet, funkt es ziemlich schnell zwischen den beiden Frauen. Leyla hat allerdings einen anderen sozialen Background, denn ihre Eltern sind aus Indien nach Großbritannien emigriert und vor allem ihre Mutter ist sehr traditionell verhaftet. Die verträumte Leyla hat aber nur wenig Interesse an ihren indischen Wurzeln und sehnt sich nichts mehr, als dass sie Schriftstellerin wird. Selbstverständlich hat auch Leyla einen boyfriend, aber irgendwie wird sie das Gefühl nicht los, dass zwischen ihnen etwas schief läuft. Die Begegnung mit der schönen und charismatischen Tala zieht ihr regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Als die beiden Frauen einen Wochenendtrip nach Oxford machen, ist die Spannung zwischen ihnen zum Greifen nah, und es kommt zu einem ersten erotischen Erlebnis. Erleichtert weiß Leyla nun, warum es mit den Männerbeziehungen zuvor nicht geklappt hat, und ihre Präferenzen zu k.d. lang und Sarah Waters ergeben schließlich einen Sinn. Auch Tala spürt, dass sich zwischen den beiden eine ganz große Liebe entwickeln könnte. Aber diese ist leider mit den Konventionen ihres Elternhauses und der gesellschaftlichen Schicht, in der sie lebt, nicht vereinbar. Schweren Herzens beschließt Tala, den vorgeschriebenen Weg einzuschlagen. Leyla ist da anders. Sie kann und will nicht mit einer Lüge leben, und schließlich outet sie sich vor ihren Eltern. Eine gemeinsame Zukunft mit Tala scheint unmöglich, denn diese ist fest gewillt, den vierten – männlichen – Heiratskandidaten zu ehelichen. Wird Tala sich tatsächlich für den bequemeren Weg entscheiden oder doch ihrem Herzen nachgeben?

Nur wenige Monate nachdem die Literaturverfilmung Die verborgene Welt – The World Unseen in die Kinosäle gekommen ist, wartet die Regisseurin Shamim Sarif erneut mit einem tiefsinnigen Liebesdrama auf. Die Besonderheit von I Can’t Think Straight ist, dass sich Sarif wieder für die beiden Hauptdarstellerinnen Lisa Ray und Sheetal Sheth entschieden hat, und in der Tat geben die Schauspielerinnen ein atemberaubend schönes Paar ab. Während Lisa Ray in dem vorherigen südafrikanischen Drama die verschüchterte und zögerliche Miriam spielt, so wächst sie nun in die Rolle der selbstbewussten, aber nicht minder zögerlichen Tala hinein. Auch Sheetal Sheth wird ein kleiner Imagewechsel auf den Leib geschrieben, denn in b]Die verborgene Welt – Unseen World stellt sie die toughe und kämpferische Cafébesitzerin Amina dar, während sie nun in die Rolle der romantischen und verträumten Poetin Leyla hineinschlüpft.

Shamim Sarif, die mit ihrer Lebensgefährtin in London lebt, hat wie ihre Protagonistinnen ihre Wurzeln in Indien und Südafrika. Die Regisseurin, die auch die Romanvorlage zu Die verborgene Welt geschrieben hat und zu den vielversprechendsten jungen britischen Autorinnen zählt, versteht es überaus facettenreich und kurzweilig, gesellschaftliche Probleme auf Zelluloid zu bannen. Themen wie Antisemitismus und Homophobie werden von ihr ebenso bearbeitet, wie Rassismus oder Antifeminismus. Sie führt unter anderem mit leichter Hand Charaktere ein, die manches Mal skurril sind, wie das Dienstmädchen (Nina Wadia) im Hause Talas, das sich diebischer Freude hingibt, wenn die arrogante und versnobte Hausdame (großartig dargestellt von Antonia Frering) von ihrem ganz speziellen Cocktail trinkt, der jedes Mal mit einem Tröpfchen Spucke versehen wird. Diese humorvollen Randgeschichten helfen dabei, dass der Film nicht in einer Schwere versinkt, die bei diesen heiklen Themen schnell eintreten könnte. Wie auch bereits in ihrem vorherigen Film hat Shamim Sarif mit sicherem Händchen die Filmmusik ausgesucht, die stellenweise über die Dialoge gelegt ist, so dass die Musik die Aufgabe der Sprache übernimmt. Großartiges, tiefsinniges und gleichzeitig amüsantes Kino!

I Can't Think Straight

Schauplatz Großbritannien, London: Tala, eine junge Frau aus der jordanischen Oberschicht, soll endlich unter die Haube gebracht werden. Drei Mal hat sie bereits ihre Hochzeit platzen lassen, aber nun sind sich die Eltern sicher, dass der Wedding Coup gelingt.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

@Susi · 07.08.2009

Der ist mittlerweile schon auf DVD erhältlich. Grüsse, Mike

Susi · 06.08.2009

Wo findet man den??

Elke · 30.06.2009

"I can't think straight" ist ein rundherum gelungenes feel-good-movie für alle tage. für mich ein film mit suchtfaktor. shamim sharif hat zudem gut daran getan, beide schauspielerinnen, aber mit versetzten rollen, in ihren beiden filmen einzusetzen. von der chemie können sich so manche mann-frau-filmpaare was abgucken.

Thomas · 16.06.2009

Hallo Mike und Michael,
warum gibt es den keine Anmeldefunktion auf eurer Website, die jedem nur EINE Stimme für die Charts gibt. Es dominieren irgendwelche Plotten, die kein Mensch sehen will, die Charts, nur weil sie von eein paar Interessierten (wahrscheinlich: Verleihern etc) gepuscht werden. Sollen nun Filme wie "I can't think straight", "El Sistema" und "Rachels Hochzeit", die kein Mensch anschaut, die aber von 5 Leuten mit 30 Votes gepuscht werden, Eure Charts dominieren??? Insofern ist der Relaunch der Website ziemlich daneben gegangen, weil er größere Intransparenz (wieviel Votes?) mit sich gebracht hat. Lieber wenige, aber "one- vote-per-person"-Votes, als diese Fan- oder Interessenten-Mischmatsch. Es macht einfach keinen Spass mehr hier reinzuschaun, weil es mit der Realität in Kino nichts mehr zu tun hat.
Sagt einer den Ihr kennt, und der es gut mit Euch meint. LG- Thomas