Ob ihr wollt oder nicht!

Eine Filmkritik von Paul Collmar

Plötzlich steht sie einfach vor der Tür: Laura, eine junge Frau mit Ende 20, die an Krebs erkrankt ist, hat kurzerhand ihre Chemotherapie abgebrochen und sich in den Schoß der Familie geflüchtet. Die plötzliche Konfrontation mit dem Leiden und dem unaufhaltsamen Sterben Lauras ist vor allem für ihre Mutter Dorothea (Senta Berger) eine Herausforderung, während ihr Vater (Jan Decleir) das Ganze gefasst und ruhig aufnimmt. Nachdem Dorotheas Versuche, ihre Tochter mit Hilfe von Lauras Mann Peter (Jan-Gregor Kemp) zu einer Rückkehr in die Klinik zu bewegen, scheitern, werden eiligst deren drei ziemlich unterschiedliche Schwestern Corinna, genannt „Coco“ (Anna Böger), Susanne, genannt „Susa“ (Christiane Paul) und Antonia „Toni“ (Julia-Maria Köhler) nach Hause beordert.
Rasch zeigt sich, dass auch bei Lauras Geschwistern einiges im Argen liegt: Die Rollen, die sie nach außen spielen, haben recht wenig mit der Realität zu tun. Und so sind Konflikte vorprogrammiert. Doch Laura hat sich fest vorgenommen, nach sechs Jahren endlich ihre Familie noch einmal zu versammeln. Und tatsächlich schaffen es ihre Eltern und Geschwister, sich angesichts des nahenden Todes von Laura zusammen zu raufen.

Auch wenn es in Ob ihr wollt oder nicht! um denkbar schwere Themen wie Krankheit, Tod und erodierende Familienstrukturen geht, ist der Film teilweise doch erstaunlich leichtfüßig geraten. Die verbalen Kabbeleien zwischen den Eltern und Geschwistern, die Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit auf dem Matratzenlager, verraten Witz und Einfühlungsvermögen. Und die Schauspieler – teils vertraute Gesichter aus Deutschland wie Senta Berger, Christiane Paul und Jan-Gregor Kemp, dann wieder junge Talente wie Katharina Maria Schubert (Herr Bello, Shoppen), Anna Böger (Shoppen), Julia-Maria Köhler (Verrückt nach Clara) und Mark Waschke (Die Buddenbrooks) sowie belgische Mimen wie etwa Jan Decleir – agieren durchweg glaubwürdig bis überzeugend.

Leider kommt der Film nicht ohne tiefe Griffe in die Klischeekiste aus. Ehekrisen, Karrierelöcher und Bindungsunfähigkeit – im Laufe des Films gibt es kaum ein emotionales Defizit, das keine Erwähnung findet. Was angesichts des höchst realen Leidens von Laura an manchen Stellen ziemlich deplatziert wirkt. Aber das soll wohl so sein, um den Kontrast zwischen den Banalitäten des Alltags und den Realitäten des Todes zu verstärken.

Bedingt durch die beinahe ausschließliche Beschränkung auf das elterliche Haus als Handlungsort fehlt es dem Film trotz allen Witzes und der wahrhaft großen Gefühle, die hier verhandelt werden, an Dynamik und unerwarteten Wendungen. Und wäre nicht die große Leinwand, würde man sich in einem mittelprächtigen Fernsehspiel eines öffentlich-rechtlichen Senders glauben. Nur wenige Szenen wie beispielsweise jene, als Laura auf dem Friedhof schon einmal „Probe liegt“, rühren dann doch ans Herz des Zuschauers. Unterm Strich aber sind die emotional wirklich berührenden Momente zu spärlich gesät und besonders am Ende zu dick aufgetragen.

Die Familie als letzter Halt in schweren Stunden – die Botschaft, die Ob ihr wollt oder nicht! aussendet, könnte wertkonservativer kaum sein. Wirklich überzeugend ist sie deshalb aber noch lange nicht.

Ob ihr wollt oder nicht!

Plötzlich steht sie einfach vor der Tür: Laura, eine junge Frau mit Ende 20, die an Krebs erkrankt ist, hat kurzerhand ihre Chemotherapie abgebrochen und sich in den Schoß der Familie geflüchtet. Die plötzliche Konfrontation mit dem Leiden und dem unaufhaltsamen Sterben Lauras ist vor allem für ihre Mutter Dorothea (Senta Berger) eine Herausforderung, während ihr Vater (Jan Decleir) das Ganze gefasst und ruhig aufnimmt.
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