Emma & Marie

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Amour fou unter Frauen

Maries großer Traum geht in Erfüllung: Sie wurde am staatlichen Konservatorium von Lyon als Klavierschülerin angenommen und zieht aus diesem Grund von der Provinz in die Stadt. Wie praktisch, dass eine Freundin aus Kindheitstagen ein Zimmer für sie frei hat. Aber nach den ersten Tagen der Freiheit, entpuppt sich Emma als besitzergreifende und krankhaft eifersüchtige Person, die Marie zudem in eine neurotische lesbische Beziehung zieht.
Emma (Isild Le Besco) ist eine ätherische Schönheit, die immer etwas distinguiert über die Leinwand gleitet. Als Marie (Judith Davis) das erste Mal seit Jahren wieder auf sie trifft, ist sie von ihr fasziniert und geblendet. Von daher lässt sie sich auch auf die strenge Rigide ihrer Wohnungsgeberin ein, die darüber herrscht, wo und wann Marie Klavier spielen darf, wann und was gegessen wird und schließlich auch, dass Besuch in der riesigen Wohnung unerwünscht ist. Anfangs geht das auch noch gut, aber schnell sehnt sich Marie nach anderen sozialen Kontakten, und sie bricht die ersten Regeln von Emma. Zeitgleich kommt es zwischen den beiden Frauen aber auch zu ersten erotischen Annäherungen, die Marie zwar erregen, aber auch befremden. Heimlich lässt sie sich deswegen auf eine Beziehung zu ihrem männlichen Kommilitonen Sami (Johan Libereau) ein, aber die verwirrenden Gefühle zu Emma können damit nicht verdrängt werden. Die erzwungene Symbiose der beiden Frauen führt schließlich so weit, dass Marie ihr Klavierstudium vernachlässigt und ein wichtiges Vorspielen verpatzt. Weder ihre Affaire mit Sami noch der zwischenzeitliche Rückzug zu ihren Eltern ermöglicht es Marie, aus der zwiespältigen Faszination für Emma auszubrechen. Immer stärker wird die Macht, die Emma auf Marie ausübt, und es kommt zu der alles bedeutenden Abschlussprüfung …

Technisch perfekt und mit einem hohen Maß an ästhetischem Anspruch kommt Emma & Marie leider nicht an der Falle vorbei, dass lesbische Beziehungen im Kino zumeist dramatisch dargestellt werden und – zumindest für eine der beiden Frauen – tragisch enden. So steht diese Produktion ganz in der Tradition von Die Piratin oder Lost and Delirious, die die lesbische Liebe von ihrer unschönen Seite zeigen. Von positiven Role Models kann hier also nicht die Rede sein, und Gegner von Homosexualität dürften sich nach dem Regiedebut von Sophie Laloy erneut bestätigt fühlen, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen irgendwie nicht normal sind und einen zerstörerische Tendenz haben. Andererseits wirkt das Drama um die beiden Twentysomethings genau deswegen so eindringlich, weil es diesen destruktiven Charakter hat. Mit subtilen Querverweisen, wie dem ständigen Kleidertausch der Darstellerinnen und die Reduktion der Farben auf Rot und Weiß wird der Beziehungs-Strudel deutlich, in dem sich Marie und Emma befinden, und aus dem es kaum noch ein Entrinnen gibt. Dabei brilliert die Newcomerin Judith Davis überzeugend neben Isild Le Besco — die bereits in Backstage eine fanatische Figur spielte — und die beiden Schauspielerinnen geben den perfekten Rahmen ab für dieses ästhetische Drama. In Anlehnung an den Film Noir gelingt Sophie Laloy damit ein mehr als beeindruckendes Debut, das auf nachfolgende Produktionen gespannt macht.

Emma & Marie

Maries großer Traum geht in Erfüllung: Sie wurde am staatlichen Konservatorium von Lyon als Klavierschülerin angenommen und zieht aus diesem Grund von der Provinz in die Stadt. Wie praktisch, dass eine Freundin aus Kindheitstagen ein Zimmer für sie frei hat. Aber nach den ersten Tagen der Freiheit, entpuppt sich Emma als besitzergreifende und krankhaft eifersüchtige Person, die Marie zudem in eine neurotische lesbische Beziehung zieht.
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