Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Das wunderbare Lächeln der Audrey Tautou

Ein Film über Coco Chanel muss sich an ihrer Mode messen lassen: schnörkellos elegant. In ihrem Biopic über die frühen Jahre der legendären Designerin trifft Regisseurin Anne Fontaine genau diesen Stil: ein mit sicherer Hand entworfener Stoff über eine außergewöhnlich moderne Frau. Und eine schauspielerische Glanzleistung von Audrey Tautou.
Bei einem so abenteuerlichen Leben – vom Waisenhaus zum Firmenimperium – geht es um die Kunst des Wegschneidens und Weglassens. Man erfährt deshalb nicht alles über die Frau, die durch das „kleine Schwarze“ oder das Chanel-Kostüm unsterblich wurde. Sondern man taucht ein in die Zeit, die die uneheliche Tochter eines Hausierers zu der Frau gemacht haben, die sie später war.

Coco avant Chanel lautet der Originaltitel. Er beschreibt präzise das Anliegen: die junge Gabrielle – so ihr eigentlicher Vorname – in ihrer Zeit als Revue-Sängerin und Näherin, als Geliebte zwischen einem reichen älteren Lebemann und einem romantischen jungen Lover. Es sind die Jahre bis kurz vor ihrem kometenhaften Aufstieg in den Pariser Modehimmel, der sich in den 1920er und 1930er Jahren vollzog. Über diese frühe Zeit gibt es wenig gesicherte Informationen. Coco Chanel hat dazu widersprüchliche Informationen gegeben und wollte ihre Herkunft gern im Dunkeln lassen. Regisseurin Anne Fontaine (Das Mädchen aus Monaco) und ihre Hauptdarstellerin Audrey Tautou ziehen daraus die richtige Konsequenz: Sie fügen die Fakten zu einer eigenständigen Interpretation. Und zeichnen ein stimmiges Psychogramm von den inneren Kräften, die zum Motor einer bemerkenswerten Karriere wurden,

Coco Chanel kommt 1883 in Saumur an der Loire zur Welt. Als ihre Mutter stirbt, bringt ihr Vater sie und ihre Schwester Adrienne ins Waisenhaus. Dort lernt sie den Beruf der Näherin. Mit 20 Jahren schneidert sie nicht nur, sondern singt abends im Varieté, wo sie den schwerreichen Etienne Balsan trifft. Sie zieht auf dessen Schloss und schläft mit dem Casanova. Aber ihre große Liebe ist der junge Brite Boy Capel. Zunächst duldet Balsan die Dreiecksbeziehung, aber ewig wird das nicht gut gehen.

Es ist eine dieser Szenen auf Balsans Schloss, die ein helles Licht auf die zähe Kraft dieser jungen Frau werfen. Da will Balsan (Benoît Poelvoorde) sie wie ein Zirkusmädchen der reichen Gesellschaft zur Schau stellen. Er zwingt sie, das Lied aus dem Varieté zu singen, dem sie ihren Spitznamen Coco verdankt. Sie beugt sich dem Druck. Aber wie! Mit glühendem Zorn in den Augen, voller Stolz und ohne jede Regung spult sie das Chanson herunter. Sie behauptet ihre Würde und gewinnt diesen Machtkampf, indem sie ihn scheinbar vermeidet.

Denn sie hat ein untrügliches Gespür dafür, bis zu welchem Punkt sie die reiche Gesellschaft braucht. Und ab wann sie es sich leisten kann, ihre eigenen revolutionären Ideen durchzusetzen. Coco lebt ihr Leben wie ein Mann, sie kuscht vor niemandem, stellt die Modewelt auf den Kopf und weiß, was sie will: nach oben. Vielleicht ist es gerade das komplex gezeichnete Dreiecksgeflecht zwischen den Männern, das ihr die Basis dafür liefert. Wo sie beiden gehören soll, gehört sie in Wahrheit niemandem. Indem sie Gefühle für beide entwickelt, strampelt sie sich frei.

Audrey Tautou (Die wunderbare Welt der Amélie) spielt diese Mischung aus Zerbrechlichkeit und Willenskraft, aus Fröhlichkeit und Trotz mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Meist spricht aus ihren dunklen Augen der für sie typische Grundton der Melancholie. Aber wenn sie zu lächeln beginnt, ganz leise und zart, dann wirkt sie so schwerelos, als wollte sie die ganze Welt umarmen. Und trotzdem lässt sich ihre Coco nicht völlig in die Karten schauen. Sie bewahrt ihre Widersprüche und Geheimnisse. Getreu dem Motto der Chanel-Mode: nicht alles zeigen, sondern die Fantasie anregen.

Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft

Ein Film über Coco Chanel muss sich an ihrer Mode messen lassen: schnörkellos elegant. In ihrem Biopic über die frühen Jahre der legendären Designerin trifft Regisseurin Anne Fontaine genau diesen Stil: ein mit sicherer Hand entworfener Stoff über eine außergewöhnlich moderne Frau. Und eine schauspielerische Glanzleistung von Audrey Tautou.
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Meinungen

lukulli · 11.09.2009

Wunderschöner Film. Man fühlt sich in die Zeit von Coco Chanel versetzt. Schöner Einblick in die Mode. Rührender Film.

catharina · 04.09.2009

Einfach genial- eine Legende -
absolut brilliante Audrey Tautou

andrea · 18.08.2009

Audrey Tautou kann wohl nichts anderes als mit ihren schönen Augen zu klappern.

Amélie · 13.08.2009

Man darf gespannt sein!