Vier Freunde

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 27. April 2009, arte, 21:00 Uhr
Der US-amerikanische Regisseur Arthur Penn, der auf der Berlinale 2007 mit einem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk geehrt wurde, ist einer jener Filmemacher, die als bedeutende Repräsentanten der Ära des New Hollywood Kinos gelten, die ab den 1960er Jahren eine Aufsehen erregende Gegenkultur zu den leichtgängigen Star-Produktionen der Filmindustrie bildete. Durch Werke wie Bonnie and Clyde (1967), Alice´s Restaurant (1969) und Little Big Man (1970) berühmt geworden, hat Arthur Penn mit Vier Freunde von 1981 ein ebenso unspektakuläres wie eindringliches zeitgeschichtliches Porträt der US-amerikanischen Gesellschaft der frühen 1960er Jahre inszeniert.

In einem Arbeiterviertel von Chicago, dessen junge Generation sich aus den unterschiedlichsten Folks und Freaks zusammensetzt, die sich ihren ganz eigenen Weg jenseits der teilweise überkommenen Traditionen ihrer Eltern zu bahnen suchen, leben die Jugendlichen Danilo (Craig Wasson), Georgia (Jodi Thelen), Tom (Jim Metzler) und David (Michael Huddleston). Die hübsche Georgia, ein temperamentvoller Freigeist, stellt in gewisser Weise den Mittelpunkt der High School Clique dar, denn sowohl der wache Kopf Danilo, Sohn einer Einwandererfamilie aus dem ehemaligen Jugoslawien, als auch der muskulöse Charmeur Tom sowie der eher bodenständige Jude David sind in die junge Frau verliebt. Doch Georgia denkt gar nicht daran, sich für einen ihrer Verehrer zu entscheiden, obwohl besonders ihre Beziehung zu Danilo von inniger Ernsthaftigkeit geprägt ist. Die Zeit der High School geht vorüber, doch im wilden Chicago der Sechziger begegnen sich die Freunde von einst immer einmal wieder, die sich trotz enorm verschiedener Lebenswege noch miteinander verbunden fühlen, vor allem Georgia und Danilo …

Es gelingt Arthur Penn auf ganz bemerkenswerte Weise mit starken Bildern, einem filigranen Gespür für die sozialpolitische Atmosphäre und einer sanften Heiterkeit, anhand seiner vier Hauptcharaktere und ihres Schicksals ein ebenso differenziertes wie treffendes Stimmungsbild der US-amerikanischen Gesellschaft im Aufbruch zu skizzieren. Vier Freunde war 1982 für einen Golden Globe für die darstellerische Leistung Craig Wassons als Newcomer nominiert, der in der Tat die letztlich tragische Figur des aufstrebenden Immigranten Danilo, dessen Geschichte den Fokus des Films bildet, äußerst überzeugend verkörpert. Inmitten dieses historischen Porträts einer gleichzeitig zerrissenen und sich behauptenden Nation berührt noch einmal ganz besonders die zarte Liebesgeschichte zwischen Danilo und Georgia, die pointiert die Wucht der Ambivalenzen konzentriert, die Vier Freunde auszeichnet.

Vier Freunde

Der US-amerikanische Regisseur Arthur Penn, der auf der Berlinale 2007 mit einem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk geehrt wurde, ist einer jener Filmemacher, die als bedeutende Repräsentanten der Ära des New Hollywood Kinos gelten, die ab den 1960er Jahren eine Aufsehen erregende Gegenkultur zu den leichtgängigen Star-Produktionen der Filmindustrie bildete.
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Meinungen

Martin Z. · 28.04.2009

Es ist eine Parabel ohne die rosarote Brille auf das Erwachsenwerden der Flower Power Kids mit Demos for Peace und Beach Partys. Sie sind auf Orientierungssuche und bemüht, ihren Weg zu finden; ohne sich festzulegen, wollen sie die ganze Welt umarmen. Dabei überschreiten sie Grenzen und erfahren auch sexuelle Freiheit. Die vier jungen Männer und eine junge Frau sind mehr als nur symbolisch eng mit einander verbunden. Der Verlust der Unschuld überkommt die vier gleichzeitig wie ein Donnerschlag, den man so schnell nicht vergisst. Ebenso wie den Schock bei der Hochzeit, der immerhin in seiner Tragik vorher kurz angedeutet wird. Danach geht’s getrennt durch ein tiefes Tal der Tränen. Zeitbezüge bilden die Mondlandung und diverse Kennedy-Porträts. Letztendlich finden alle einen Platz in der Gesellschaft und sind erwachsen geworden. Mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen hat Arthur Penn dieser Generation ein Denkmal gesetzt.