32A - It`s a Girl Thing

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Mein erster BH

Dublin, 1979: Die dreizehnjährige Maeve und ihre Freundinnen sind auf der Suche nach der ersten großen Liebe, der passenden BH-Größe und nicht zuletzt nach der eigenen Identität, die sich zwischen Kindheit und Erwachsenwerden erst noch entwickeln muss. Marian Quinn hat mit ihrem Regiedebüt eine hinreißende Coming-of-Age-Komödie gedreht, die mit leichter Hand die Sorgen und Nöten von Teenagern einfängt.
Der Titel 32A erschließt sich nicht auf Anhieb, denn hierbei handelt es sich um die englische Maßeinheit für einen der kleinsten BHs, den es auf dem DOB-Markt gibt. Die deutsche Übersetzung müsste wohl 75 A heißen und steht symbolisch für das „Starterkit“ heranwachsender Teenager. Die Zeit zwischen dreizehn und fünfzehn, in denen Mädchen ihre ersten Erfahrungen in der Liebe machen und sich bisweilen an Alkohol und Drogen probieren, sind geprägt von lästigen Erwachsenen und kleinen Geschwistern, von drögem Schulunterricht und der bangen Frage, ob der Junge aus der zehnten Klasse der nächste Boyfriend oder vielleicht doch nur der erste Liebeskummer wird. Mit diesen ganzen Problemen sind auch Maeve Brennan (Ailish McCarthy) und ihre drei besten Freundinnen Claire Fox (Riona Smith), Ruth Murray (Sophie Jo Wasson) und Orla Kennedy (Orla Long) konfrontiert. Das Objekt der Begierde ist nicht nur der erste eigene BH, der den Aufbruch in die Erwachsenenwelt symbolisiert, sondern auch Brian (Shane McDaid), der als smarter Womanizer die Herzen der Mädels reihenweise bricht. Selbstverständlich auch das von Maeve, die mit ihm auf spielerische und dennoch sinnliche Weise ihren ersten Zungenkuss austauscht, um gleich darauf von ihm für eine erwachsene Frau verlassen zu werden. Die durchschnittliche Beziehungsdauer reduziert sich damit für Maeve auf einige Stunden, und der Herzschmerz ist vorprogrammiert. Aber nicht nur Maeve hat ihre Sorgen, sondern auch ihre Freundinnen, die sich langsam in Richtung Frau-werden aufmachen. Sei es Claire, die mit ihrer feministischen Einstellung ziemlich allein da steht und sich gegen den Rest der Mädchenclique mit einem konsequenten BH-Trageverbot abgrenzt oder Ruth, die nach Jahren der Abwesenheit das erste Mal mit ihrem leiblichen Vater zusammentreffen soll, so verbindet die Mädchen die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens, die sie oft gemeinsam – manchmal aber auch gegeneinander – meistern.

Marian Quinn, Schwester von Aidan Quinn, der in der Coming-of-Age-Komödie die Rolle von Maeves Vater einnimmt, arbeitete selbst als Schauspielerin, bevor sie mit 32A — It’s A Girl Thing ihr Spielfilmdebüt als Regisseurin ablieferte. Selbst Jahrgang 1964 liegt ihre Teenagerzeit zwar schon einige Jahre zurück, aber mit liebevollem Blick und erfreulich wenig altkluger Manier hat sie eine spritzige Komödie über die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens gedreht. Zwar spricht der Film überwiegend Mädchen an und Frauen werden sich dort ohne große Probleme wiederfinden, aber auch Jungen und Männer werden hierbei auf ihre Kosten kommen. Denn trotz der speziellen Mädchenproblematik von BH & Co lebt der Film vor allem durch den spritzigen Humor, der Geschlechter- und Generationenübergreifend ist. Die konsequente Darstellung aus der Perspektive der Teenager — und nicht etwa aus der Elternperspektive – vermittelt ein intensives Porträt einer intensiven Zeit. Ob Alkoholrausch, Kifferwahn oder nervende Lehrkörper, ob Freundinnenstreit, Flirtversuche oder lästige Hausarbeit, so werden alle Themen angesprochen, die so ein junges Leben auf den Kopf stellen. Die Kulisse von Dublin wurde dabei in geringer Tiefenschärfe gefilmt, da Kameramann PJ Dillon vor die Problematik gestellt war, dass das heutige Dublin im Gegensatz zu dem von 1979 eine Vielfalt an Farben aufweist. Um darüber hinwegzutäuschen, wurden die Hintergrundaufnahmen in eine deutlich Unschärfe gezogen, die nicht nur die Stadt zeitlos erscheinen lässt, sondern dem ganzen auch einen verträumten und verspielten Touch gibt. 32A — It’s A Girl Thing ist eine großartige, amüsante und turbulente Komödie, eine Zeitreise in die Vergangenheit und eine Ode an die Teenagerzeit, wofür Marian Quinn den Tiernan McBride Drehbuchpreis erhielt, und der im Jahr 2007 als bester Debütfilm auf dem Galway Film Festival ausgezeichnet wurde.

32A - It`s a Girl Thing

Dublin, 1979: Die dreizehnjährige Maeve und ihre Freundinnen sind auf der Suche nach der ersten großen Liebe, der passenden BH-Größe und nicht zuletzt nach der eigenen Identität, die sich zwischen Kindheit und Erwachsenwerden erst noch entwickeln muss. Marian Quinn hat mit ihrem Regiedebüt eine hinreißende Coming-of-Age-Komödie gedreht, die mit leichter Hand die Sorgen und Nöten von Teenagern einfängt.
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