Ein Mann besiegt die Angst

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 24. August 2009, arte, 21:00 Uhr

Dieser schwarzweiß inszenierte Spielfilm aus dem Jahre 1957 erzählt die tragische Geschichte einer Männerfreundschaft vor dem harten Arbeitermilieu eines New Yorker Güterbahnhofs. Es sind vor allem die damals noch wenig bekannten Hauptdarsteller John Cassavetes und Sidney Poitier, die diesem packenden Drama durch ihr eindrucksvoll authentisches Agieren eine kraftvolle Intensität verleihen. Ein Mann besiegt die Angst stellt das Spielfilmdebüt von Martin Ritt dar, der während der McCarthy-Ära seit Anfang der 1950er Jahre auf Grund von „unamerikansichen Umtrieben“ Berufsverbot als Bühnenregisseur erhielt und sich derweil als Schauspiellehrer durchschlug. Sein wohl berühmtester Schüler war der junge Paul Newman, mit dem er später noch einige Filme wie Paris Blues (1961) und Man nannte ihn Hombre / Hombre (1967) drehte.
Mehr schlecht als recht hält sich der junge, verloren wirkende Alex Nordmann (John Cassavetes) mit Gelegenheitsjobs am Güterbahnhof über Wasser, wo unter den Männern ein rauhes Klima herrscht. Alex wagt es kaum, in Kontakt mit seiner Familie zu treten, da er sich offensichtlich vor der Polizei versteckt hält. Und dieses Geheimnis kennt auch der Vorarbeiter Charles Malik (Jack Warden), der sein Wissen skrupellos ausnutzt und sich von dem ausgelieferten jungen Mann einen guten Anteil seines kargen Lohns als Schweigegeld erpresst. Eine erbärmliche Situation für Alex, der zudem permanent unter den Sticheleien und Schikanen Maliks zu leiden hat, jedoch keinen Ausweg aus dieser Abhängigkeit sieht.

Als Alex dann aber dem ebenso gutmütigen wie kämpferischen Vorarbeiter Tommy Tyler (Sidney Poitier) begegnet, der ihn in seiner Kolonne unterbringen will, erhält er mit diesem Fürsprecher auch einen starken Gefährten im alltäglichen Kampf mit Malik an seine Seite, was diesem so ganz und gar nicht behagt, zumal er gegen seinen schwarzen Kollegen Tyler üble rassistische Ressentiments hegt. Zwischen Alex und Tommy entwickelt sich bald eine vertrauensvolle Freundschaft, durch die dieser auch Tommys Frau Lucy (Ruby Dee) und die aparte Ellen (Kathleen Maguire) kennen lernt, durch deren aufrichtige Zuwendung er allmählich wieder Freude an seinem desolaten Dasein gewinnt. Doch die Verbindung von Alex und Tommy wird vor allem von Malik argwöhnisch belauert, bis er eines Tages einen teuflischen Hinterhalt ausheckt …

Als Ein Mann besiegt die Angst 1957 erschien, der sich auf sehr feinfühlige Weise mit dem Thema Rassismus beschäftigt, formierte sich in den USA gerade zunehmend das Civil Rights Movement. Nachdem der legendäre Busboykott von Montgomery in den Jahren 1956 und 1957 dieser Bürgerrechtsbewegung für die Gleichberechtigung aller Menschen jenseits ihrer Hautfarbe auch juristisch erste Erfolge mit sich brachte, kam insbesondere auch engagierten Schauspielern wie Harry Belafonte und Sidney Poitier eine bedeutende Rolle zu, der 1963 als erster dunkelhäutiger Akteur für Lilien auf dem Felde / Lilies of the Field mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Vor diesem sozialpolitischen Hintergrund lässt sich das seinerzeit höchst brisante Drama Ein Mann besiegt die Angst als letztlich pessimistische Parabel auf die gesellschaftlichen Verhältnisse betrachten, die es dennoch auch heute noch vermag, ihre zutiefst humanistischen Werte bewegend zu transportieren.

Ein Mann besiegt die Angst

Dieser schwarzweiß inszenierte Spielfilm aus dem Jahre 1957 erzählt die tragische Geschichte einer Männerfreundschaft vor dem harten Arbeitermilieu eines New Yorker Güterbahnhofs. Es sind vor allem die damals noch wenig bekannten Hauptdarsteller John Cassavetes und Sidney Poitier, die diesem packenden Drama durch ihr eindrucksvoll authentisches Agieren eine kraftvolle Intensität verleihen.
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