Natural Born Killers

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Als im Jahre 1994 der Film Natural Born Killers des US-amerikanischen Regisseurs Oliver Stone in die Kinos kam, traf diese brutal-böse Satire um ein durchgeknalltes Mörder-Pärchen einen ganz besonders empfindlichen Nerv der moralisch berufenen Medienwelten: Nicht nur Gewaltglorifizierung lautete der Vorwurf, sondern die teilweise auch juristischen Anklagen erweiterten sich dahingehend, dass der Film gerade bei jungen Leuten in einigen Fällen einen Nachahmungseffekt ausgelöst habe. Fünfzehn Jahre und einige gleichermaßen provokante Filme später hat sich der einstige Skandal auch vor dem Hintergrund einer zunehmend verrohenden Medienberichterstattung über real existierende Gewalttaten deutlich relativiert. Natural Born Killers gilt mittlerweile weithin als Kultfilm und seine Gesellschafts- und Medienkritik mitunter als geradezu prophetisch, was die Zusammenhänge zwischen grausamen Brutalitäten und medialen Ausschlachtungstendenzen betrifft.
Sie sind jung, stammen aus einem desolaten Milieu und raufen sich innerhalb einer kruden romantischen Liebesbeziehung zusammen: Mallory (Juliette Lewis) und Mickey (Woody Harrelson), die als mörderisches Paar von der Polizei verfolgt eine blutig-skurrile Odyssee durch eine ebenso verstörte wie verstörende Welt antreten. Hier wird die unmittelbare Realität durch die Wahrnehmung mittels des fiktiven Fernsehuniversums gefiltert und arrangiert, und die Präsenz in der Presse fordert das Mörderduo geradezu heraus, ihre brutalen Taten extravagant zu inszenieren. Nun sind sie Superstars, Mallory und Mickey, die sich scheinbar wahllos durch die Gegend morden, bis sie schließlich von der Staatsmacht überwältigt und eingebuchtet werden. Doch auch jetzt ist der skrupellose Gewaltenrausch noch längst nicht vorüber …

Jenseits aller moralischen Aspekte dieses absolut radikalen Stoffes, der von einem ansprechenden Soundtrack mit Songs von Interpreten wie Bob Dylan, Leonard Cohen, Rage Against the Machine und Nine Inch Nails flankiert wird, deren Sänger Trent Reznor die Musik arangiert hat, stellt Natural Born Killers einen dramaturgisch wie atmosphärisch und technisch äußerst sehenswerten Film dar, dessen beißender Zynismus gesellschaftliche Entwicklungen an den Pranger stellt, die ihren menschenverachtenden Höhepunkt sicherlich noch nicht erreicht haben. Dass seine Botschaften mit einer derart überzogenen Gewaltdarstellung verknüpft sind, repräsentiert und pervertiert auf abstoßende Weise die enorme Wirkungsmacht einer Brutalität, die ihre schreckliche und unbeschreibliche Authentizität an einen wachsenden öffentlichen Voyeurismus verliert.

Natural Born Killers

Als im Jahre 1994 der Film „Natural Born Killers“ des US-amerikanischen Regisseurs Oliver Stone in die Kinos kam, traf diese brutal-böse Satire um ein durchgeknalltes Mörder-Pärchen einen ganz besonders empfindlichen Nerv der moralisch berufenen Medienwelten: Nicht nur Gewaltglorifizierung lautete der Vorwurf, sondern die teilweise auch juristischen Anklagen erweiterten sich dahingehend, dass der Film gerade bei jungen Leuten in einigen Fällen einen Nachahmungseffekt ausgelöst habe.
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