Dangerous Minds - Gefährliche Gedanken

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mittwoch, 11. November 2009, kabel eins, 20:15 Uhr

Dieser US-amerikanische Spielfilm aus dem Jahre 1995, der seinerzeit international sehr erfolgreich in den Kinos lief und ein paar Nominierungen und Auszeichnungen abräumte, mutet auf den ersten und auch zweiten Blick wie ein nach typischem Muster entworfener und solide inszenierter Hollywood-Streifen an, darauf ausgerichtet, ein breites Publikum zu erreichen. Die Rezeptur einer stark emotionalisierten Geschichte mit einem ernsthaften, aktuellen Thema im Hintergrund kombiniert mit zahlreichen leicht verständlichen, eingängigen Symbolen und Figuren der Jugendkultur sowie einem routiniert auftretenden Star wie Michelle Pfeiffer in der Hauptrolle scheint zunächst einmal wenig mehr als nicht üble Unterhaltung herzugeben. Und doch bietet Dangerous Minds – Wilde Gedanken von John N. Smith formal wie inhaltlich einige anregende Komponenten, die den Film aus der Masse der üblichen High School Dramen des Mainstreams angenehm herausheben.
Die attraktive ehemalige Marinesoldatin LouAnne Johnson (Michelle Pfeiffer) gerät als Englischlehrerin in eine gefürchtete Klasse an eine jener High Schools, die wie ein Durchgangslager für Horden von gleichgültigen Schülern erscheinen, bei denen in Bezug auf eine einigermaßen ordentliche Bildung ohnehin bereits Hopfen und Malz verloren ist. Hier herrschen derbe Umgangstöne, Respektlosigkeit, Drogenhandel sowie das kriminelle Recht des vermeintlich Stärkeren, und die resignierte Schülerschaft stammt überwiegend aus desolaten sozialen Verhältnissen. Dass die ebenso sensible wie zähe Lehrerin hier dennoch mit ihrer engagierten, unkonventionellen Art einige verheißungsvolle Steine ins Rollen bringen wird, zeichnet sich trotz ihrer anfänglichen Hilflosigkeit angesichts der rotzigen Ablehnung durch die Schüler, für die sie zunächst nur die „Weißbacke“ ist, rasch ab. Dabei ist es neben ihren Bemühungen, bei den abgestumpften Ghetto-Kids durch die Vermittlung der Poesie eines Bob Dylan und eines Dylan Thomas das Verständnis für Emotionen, Reflexion und Identität zu wecken, vor allem ihre Strategie der positiven Verstärkung, mit der sie sich die Sympathien ihrer Klasse erwirbt: Für gute Mitarbeit winkt als Belohnung auch schon mal ein aus eigener Tasche finanzierter Ausflug in einen Freizeitpark. Doch auch LouAnne Johnsons außerordentliches Engagement hat seine Grenzen, und nach einigen Rückschlägen und tragischen Ereignissen wie dem Mord an einem ihrer Schüler scheint die Lehrerin schließlich aufzugeben…

Dangerous Minds – Wilde Gedanken, der auf dem autobiographisch geprägten Roman My Posse Don´t Do Homework von LouAnne Johnson basiert, überzeugt trotz seiner letztlich an der Oberfläche verbleibenden Thematik durch eine rasante Dramaturgie mit gelungen ineinandergreifenden Handlungssträngen, stimmige, atmosphärische Musik und eine großartig agierende Hauptdarstellerin, deren eindrucksvolles Spiel den gesamten Film dominiert. Der interessanteste Aspekt dieses Dramas der sozialen Desolationen jedoch liegt zum einen in seiner Wirkungsmacht als Anstoß zu weit reichenden Diskussionen auf diesem Terrain, und zum anderen bei der höchst brisanten, grundsätzlichen Frage, inwieweit es sinnvoll beziehungsweise überhaupt pädagogisch wie ethisch vertretbar ist, unterprivilegierte Jugendliche durch Belohnungen materieller Art zur Anpassung an ein Schulsystem und eine Gesellschaft zu verführen, die ihnen in letzter Konsequenz im Allgemeinen die Förderung und den Respekt verweigern, die sie so dringend benötigen. Und diese dann doch um einiges unter die Oberfläche reichenden Betrachtungen sind es, die Dangerous Minds – Wilde Gedanken durchaus sehenswert machen.

Dangerous Minds - Gefährliche Gedanken

Dieser US-amerikanische Spielfilm aus dem Jahre 1995, der seinerzeit international sehr erfolgreich in den Kinos lief und ein paar Nominierungen und Auszeichnungen abräumte, mutet auf den ersten und auch zweiten Blick wie ein nach typischem Muster entworfener und solide inszenierter Hollywood-Streifen an, darauf ausgerichtet, ein breites Publikum zu erreichen.
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